Reisebericht Manhattan Mutter & Sohn 10.-15.07.2007

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SusanneC
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Reisebericht Manhattan Mutter & Sohn 10.-15.07.2007

Beitrag von SusanneC »

Vorgeschichte: Im Dezember 2005 sind wir umgezogen, im Zuge des Umzugs habe ich mir einen neuen richtig breiten Kleiderschrank gegönnt. Während des Kaufvorgangs sprach eine recht hübsche Maid meinen Mann an, ob er sich vielleicht an einem Preisausschreiben beteiligen wolle. Nun ja, eigentlich tun wir so etwas überhaupt nicht, ehrlich. Aber mein Mann kann hübschen Maiden nur schlecht ein Nein entgegnen, also hat er. Teilgenommen.

Monate später bekommen wir ein Schreiben und eine Art Urkunde mit Schnörkeln und Silberschrift und herzlichen Grüßen von Pro7, dem Fernsehsender. Das urkundenähnliche Teil behauptete von sich, ein Reisegutschein für eine Reise mit TUI im Wert von € 1000.00 zu sein.

Wir erstmal herzhaft gelacht. So leicht lassen wir uns nicht veräppeln! Hahaha. Schande aber auch, dass mittlerweile auch Unternehmen wie TUI und Pro7 so einen Nepp machen, Mensch, ist ja wie bei die Butterfahrten mit die Rheumadecken für die Ommis? Wo ist nochmal die Nummer von der Verbraucherzentrale?

Eine Verbindung zum Monate zurück liegenden Kauf meines Kleiderschranks haben unsere Synapsen überhaupt nicht in Erwägung gezogen.

Aber so war es: Alles echt. Nun hatten wir einen Gutschein und keine sofortige Verwendung dafür, denn unsere dreiwöchige Reise nach Holland an die See, nach Renesse, war wie in den zurückliegenden elf oder zwölf Jahren schon längst in trockenen Tüchern. Was nun? Also erstmal war ein lokales Reisebüro so nett, den Gutschein, der nur für 2006 galt, mit einem anderen Kunden bei TUI zu verrechnen und uns einen Gutschein auf das Reisebüro selbst auszustellen, der auch in 2007 Gültigkeit hat. Gut, einen Obulus haben sie dafür bekommen und das ist ja auch voll krass korrekt.

Und nun die Frage: was machen mit der Kohle? Irgendetwas Schönes, für das man zwingend ein Reisebüro braucht und das für uns zu dritt passte, wollte uns partout nicht einfallen. Und außerdem habe ich gedacht, wenn es richtig geschenktes Geld ist, das auch für etwas auszugeben, das ich ohne diesen Gewinn nie, nie, nie täte.

Ja, und so bin ich darauf gekommen, mit unserem Sohn New York City zu besuchen. Meinen Mann würde man da gar nicht hinkriegen, der fährt parallel zu uns sehr gern in die Eifel…

Die Entscheidung für New York ist rational nicht zu begründen, aber das muss ja auch nicht sein. Am Vorabend vor dem Flug habe ich mich allerdings schon gefragt, ob ich eigentlich noch alle Tassen im Schrank hab. Warum für den Gutschein nicht ins Allgäu? Oder nach Worpswede? Oder Rheine /Wstfln oder so; dahin, wo man deutsch spricht, mit € zahlt und alles so ist, wie immer.... 8) Kurzum: Ich hatte Schiss.

Die Reise: Zunächst einmal bin ich froh, dass alles prima geklappt hat. Die Flüge (LTU ab Düsseldorf), die Unterkunft (Vanderbilt YMCA), das Super Shuttle - alles fundamental Logistische hat gut funktioniert! Ehrlich gesagt bin ich auch recht stolz auf mich, dass ich nach langer Entwöhnung mal wieder so eine Reise gut geplant habe.

Es gab keine unangenehme Situation, wir sind im Strom der Stadt unauffällig mitgeschwommen, haben uns ohne größere innere Widerstände recht schnell angewöhnt, die Ampeln bei Rot zu überqueren und haben alles hingekriegt und gefunden, was hinzukriegen und zu finden war.

Wir sind sehr, sehr viel zu Fuß gegangen; manchmal ein bisschen zuviel, da es ja Juli und wirklich heiß war. Glücklicherweise wehte oftmals ein angenehmer Wind, das half. Eine Nebenwirkung war, dass wir gegen 8.00 Uhr abends echt gut ausgepowert waren und sich die Frage nach dem Abendprogramm gar nicht stellte. Meist schon etwas früher waren wir mit unseren späten Einkäufen aus dem duane reade auf unserem Zimmerchen, bisschen TV gucken, bisschen Chips knappern und kalte Diet Coke schlürfen und dann schlief das Kind auch schon brav ein :lol:
Ehrlich: Das N.Y. Nachtleben kann er ja später mal auf eigene Faust erkunden, datt mussisch als Mammi ja nich auch noch organisieren...

Brooklyn Bridge, Wall Street, Pier 17 (sicher: ein bisschen arg touristisch aber wir hatten dort eine wunderbare Zeitblase aus self made limonade, Sonne und einer begabten Blues-Sängerin), eine Fahrt mit der South Ferry an der Freiheitsstatue vorbei, China town gleich mehrmals mit leckeren Nudeln für 1 $, East / Greenwich Village, den Broadway vom Central Park bis ganz nach downtown zu Fuß (gutgut, an zwei Tagen hintereinander...), das Top of the Rock (warum sollte man danach noch auf das Empire State Building???), die Lexington Avenue in weiten Teilen von unserer Unterkunft Vanderbilt YMCA nach "unten" zu Fuß , hin und her zum Timesquare (auch schön: die Subway S), wo wir im Visitors center kostenlos emails nach Hause sendeten, Bryant Park mit seinem höchst interessanten Licht & Flair und dann am letzten Nachmittag und dem letzten Vormittag: der Central Park.

Bei Bloomimgdale und Macy´s waren wir auch, nachdem mein Sohn ersterem Etablissement KiK-Niveau bescheinigte, war ich froh, dass er in zweiterem wenigstens die hölzernen Rolltreppen der oberen Etagen für cool befand...

Wer nun denkt, dass wir eine Menge nicht gesehen hätten, hat völlig Recht.

Man möge an mildernden Umständen bedenken, dass ich einen 15jährigen dabei hatte, für den ich mir die ganze Reise überwiegend ausgedacht hatte. Und der brav alles mitgemacht hat, bis er in Streik trat und nur noch im Central Park bleiben wollte :lol:

Ich denke, einen unwilligen Halbwüchsigen gegen seinen Willen durch eine große Stadt zu zerren - nun, das kann nicht der ultimative Urlaub sein 8) und insofern habe ich ihm nachgegeben und den Samstagnachmittag und den Sonntagvormittag (Abflug 17.45) dann -halb zog er sie, halb sank sie hin - friedlich im Central Park verbracht.

Was wir - so glaube ich - gut hinbekommen haben, ist, ein kleines bisschen das Gefühl für das tägliche Manhatten bekommen zu haben und gleichzeitig auch für das Besondere dieser Stadt, oder genauer gesagt, dieses Teils der Stadt.

Für meinen Sohn war es sicherlich gesichtsfelderweiternd und persönlichkeitsbildend - nach unserer Rückkehr hat er inständig darum gebeten, ob er bitte noch ein paar Tage aufs Land dürfte, genauer gesagt ins Sauerland, nach Hellefeld (btw: einer 300-Seelen-Gemeinde), wo wir manchmal im Herbst weilen. Er würde auch sein übriggebliebenes Taschengeld einsetzen.

Vielleicht gibt es kein größeres Kompliment für Manhatten, als dass es den leidenschaftlichen Wunsch nach einer ländlichen Sommerfrische auslöst.


Leicht ironische, gleichwohl vergnügte Grüße,

Susanne
Zuletzt geändert von SusanneC am 23.07.2007, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
Marion
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Beitrag von Marion »

Was für ein wirklich schöner Bericht :P Danke Susanne :knuddel:
Lexa
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Beitrag von Lexa »

Da war Marion mal wieder schneller. :wink:

Wirklich ein toller Bericht, hat mir viel Spaß gemacht ihn zu lesen. :D
SusanneC
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Beitrag von SusanneC »

@ Lexa,

vielen Dank für das Kompliment; schön, dass Du meinen Bericht gern gelesen hast!

@ Marion

Nun, zum Einen ist es ja auch für den Schreibenden, wenn man denn gern schreibt, immer eine feine Sache. Zum Anderen freue ich mich aufrichtig, wenn ich das Erlebte auch noch anscheinend gut lesbar formuliert habe. *froi*

Heute habe ich ja eine Menge hier geschrieben: Flug, Shoppen, Medien und Reisebericht; als Besonderheit noch den Fortsetzungsroman zu meiner masterCard...

Keine Angst - das mache ich nun nicht täglich! 8)

Aber das von Dir und Deinem Mann kreierte Forum hat mir im Vorfeld echt geholfen und so ist es das Mindeste, ein kleines bisschen zurückzugeben, indem ich hier berichte, wie es so war - vielleicht profitiert dann ja irgend jemand anderes, neues, gelegentlich davon.

Du hattest letztend den Wunsch nach einem neuen N.Y.C- Plan, ich glaube der Subway - da waren andere viel viel schneller, als ich es hätte sein können. Kann ich Dir denn mit etwas Anderem eine Freude machen? Wir haben hier zum Beispiel Löwensenf, den ich Dir gern ununfrei schicke, auch wenn Anke Engelke die armen Löwen leid tun... ? :D

Viele Grüße & Gute Nacht von einer morgen wieder arbeiten müssenden

Susanne
Hannemie
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Beitrag von Hannemie »

Bild

Dankeschön, das erinnert mich sehr an unseren Aufenthalt 2000, meine Nichte war damals 17, ihr Spitzname ist heute noch "Stressmaker"

Gruss Hannemie

http://www.nyc-guide.de/berichte/ihre/hannem.html
lemmy
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Beitrag von lemmy »

was hätte ich drum gegeben, wenn meine mutter mich mit 15 jahren nach new york eingeladen hätte....

da bist du in den augen deines sohnes als mutter nun wohl ziemlich cool, oder?

vielleicht sollte ich jetzt mal meine mutter einladen.
wäre bestimmt auch witzig!
Marion
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Beitrag von Marion »

@ Susanne

Du hast mir schon eine große Freude gemacht, indem du Feedback gegeben hast. Ich finde es immer etwas schade, wie wenig teilweise zurückkommt. Jeder findet hier für seinen New York Urlaub wirklich viele nützliche und auch geldwerte Tipps, da würde ich es schön finden, wenn man sich revanchiert, indem man einfach mal eine kleine Hotelkritik schreibt, einen Shopping- oder Restaurant-Tipp gibt oder schlicht mal erzählt, wie es gefallen hat. :)

Wir machen das ja nicht zum Spaß hier ;)

Viele Grüße

Marion
Sigrun
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Beitrag von Sigrun »

Ein wirklich schöner Bericht. Meine Kinder waren beim ersten Mal in NY etwa im gleichem Alter. Und weil es so schön war ( und Mutter beim Einsatz der VISA Karte nicht so knausrig wie zuhause war ) haben wir es wiederholt.
IscheNYC
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Beitrag von IscheNYC »

sehr nett zu lesen dein bericht und ich hab mich auch ab und an an meinen trip mit muttern zurückerinnert - ich war schon etwas älter, aber gestreikt hab ich auch irgendwann als sie nur "nochmal schnell" (nach dem 5 tag in folge zu fuß unterwegs) die aufzugtüren im chrysler building anschaun wollte - da war's dann echt gut ;-)
Engelchen
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Re: Reisebericht Manhatten Mutter & Sohn 10.-15.07.2007

Beitrag von Engelchen »

SusanneC hat geschrieben: genauer gesagt ins Sauerland, nach Hellefeld (btw: einer 300-Seelen-Gemeinde)

Das ist gar nicht weit von uns. ;-)

Dein Bericht war echt schön...ich muss mich jetzt - nachdem ich die Bilder auch endlich eingeklebt hab - auch mal ans Schreiben machen.
Beate
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Beitrag von Beate »

Hallo Susanne,

danke sehr für den netten Bericht! Ich war das erste Mal 29, als ich in NYC war und hatte ab 4. Tag solche Streikgefühle wie Dein Sohn. Irgendwann, vielleicht durch Reizüberflutung, wollte ich gar nach Hause :shock:

Gelächelt habe ich, dass Dein Sohn tatäschlich anschließend noch aufs Land wollte ;)....obwohl....nach NYC hätte ich auch gern noch 3 Tage danach ununterbrochen Ruhe und Pediküre ;)
SusanneC
New York Fan
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Beitrag von SusanneC »

@ Hannemie
"Stressmaker" als Spitzname, das lässt tief blicken :lol:

@ lemmy
ich glaube, dass er erst, wenn er richtig erwachsen ist, das heroische und zugleich abgrundtief mütterliche meiner (Reise-)Tat in voller Größe wird erkennen können. 8)

@ Marion
wollte noch nachtragen, dass da eine kleine Gruppe von überwiegend Frauen versucht hat, Passanten wegen der Pferdekutschen und des Schicksals der armen Pferde anzusprechen. Vielleicht bringt es ja was auf Dauer, nur der Kurzzeitbesucher macht sich über deren Lebensbedingungen ja nicht so den Kopp... Ich jedenfalls würde mich sowieso lieber von einem muskulösen Studenten mit ner Rikscha chauffieren lassen... 8)

@ Sigrun
ja, ist doch schön wenn unsere Kinder uns mal von ´ner ganz anderen Seite erleben, als sonst, nämlich mal spendabel, weltoffen und umgänglich... :lol:

@ Ische
Mist Mensch, jetzt weiß ich endlich, was ich am fünften Tag unbedingt noch gucken wollte! Genau! Die Chrysler Aufzugtüren! 8)

@ Engelchen
nene, so geht das eigentlich nicht. Hier steht, wenn man sich registriert, bei den Nutzungsbedingungen, dass man sich verpflichtet, zuerst den Reisebericht ins NYC-Guide-Forum zu setzen und erst danach so private Sachen wie Bilder einkleben macht. Hast Du den Passus überlesen?
Viele Grüße nach "gar nicht so weit" :P

@ Beate,
Dank auch Dir für das Löbchen. Ja, ich denke auch, das mit der Reizüberflutung ist ein stimmiger Erklärungsansatz. Aber Du bist ja dennoch wieder hin, nicht wahr? :lol:
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