Tag 6 Sonntag
Die Nacht war ruhig, mittlerweile schlafen wir wie Murmeltiere (dank deutschen Oropax und amerikanischen "Hearos") und müssen sogar einen Wecker stellen. Nach dem Frühstück starten wir mit der Subway nach Brooklyn. Ziel ist die Brooklyn Tabernacle Church. Wir sind viel zu früh in der Jay Street. Zum Glück gibts ein Free WiFi in Downtown Brooklyn. Schon irgendwie verrückt die Amis mit ihren freien Netzen überall. So werden noch ein paar Nachrichten mit dem besorgten Papa zuhause ausgetauscht ("Lauft bloß nicht zu weit die Fulton Street hoch..." usw.). Dann gehen wir in den Keller der BTC. Hier gibts es eine Art Café für die Gemeindemitglieder und Besucher. Wir trinken noch nen Pott extrem heißen Kaffee und begeben und gegen 11 langsam wieder nach oben. Man siehr der "Kirche" an, dass sie eigentlich ein Theater ist. Macht aber nix. Die Leute sind alle sehr freundlich und die "Usher" - eine Art Kirchenhelfer - sind herzlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Jeder fragt wo wir herkommen und ruft uns im gehen noch ein "enjoy the service" hinterher. Niedlich. Wir suchen uns Plätze auf dem "Balcony" aus, was ich später sehr bereue. Nach und nach füllt sich der Zuschauerrau,. 1400 Menschen oassen hier rein. Wow. Wir erfahren zum ersten Mal, wie es sich anfühlt, in der Minderheit zu sein. Fast alle außer uns sind Schwarze/Farbige/Dunkelhäutige/Afroamerikaner (soll sich bitte keiner auf den Schlips getreten fühlen, ich weiß nicht wie man es aktuell am politisch korrektesten ausdrückt). Auf jeden Fall ist es wirklich interessant, das einmal nachzufühlen. Man fällt einfach auf. Der Gottesdienst beginnt. Die 140 Chorsänger/innen stimmen ein. Ich bekomme Gänsehaut. Eine halbe Stunde am Stück singen sie. Und eigentlich ist das hier auch kein Gottesdienst sondern eine Party. Es wird getanzt wie verrückt, gehüft und mit den Armen gewedelt. Der Balkon, auf dem wir sitzen wackelt wie verrückt. Ich bekomme Absturzangst. Aber gut. Wo, wenn nicht hier, gibt es einen Schutzengel, der den Balkon schon ausreichend stürtzen wird
Wir sind sehr angetan und lassen uns mitreißen. Ein paar Reihen neben uns sitzen wohl auch deutsche Touristen, ich habe sie vor dem Gottesdienst kurz sprechen hören. Ihren Enthusiasmus haben sie vielleicht im Hotel vergessen. Jedenfalls sitzen sie die meiste Zeit und mitgeklatscht wird auch nicht. Naja, jeder wie er will. Ich finde es jedenfalls bombastisch. Die Predigt mag ich auch. Mittendrin wird immer wieder bestätigend "Oh yeah man" oder "Jesus, yes" oder "Amen" aus der Menge gerufen. Einfach toll, mit welchem Herzblut die das hier leben. Nach 2 Stunden ist der "Service" vorbei. Beim rausgehen werden wir noch oft gefragt, wie es uns gefallen hat und ob wir noch mit zum Mittagessen im Keller wollen. Wir lehnen dankend ab. Ich hatte Tim versprochen zu Dallas BBQ (eine Empfehlung aus dem Forum) zu gehen. Gut, dass dieser direkt um die Ecke ist. In diesem "Restaurant" sieht man schon eher das "echte" Amerika, wie ich finde. Nun gut, ich kann es nicht beurteilen, schließlich war ich bisher nur in NY. Und so wie es kein "echtes" "typisches" Deutschland gibt, gilt eben dies sicher auch für die riesigen USA. Langer Rede kurzer Sinn: hier sind extrem viele sehr, sehr dicke Menschen. Die 20 Spareribbs werden mal eben mit einem halben Liter Cocktail heruntergespült. Wow. Die Kellner transportieren riesige Tabletts mit wahnsinnigen Mengen von Hünchen und Burgern auf den Fingerspitzen über dem Kopf. Ich bin baff.
Nach dem Essen gehts für uns in Richtung Washington Street. Ich möchte unbedingt das berühmte Bild vom Empire Statebuilding durch die Manhattan Bridge selbst fotografieren. Mann, heute ist es wieder wahnsinnig kalt. Und weil wir uns für die Kirche aus Respekt schick angezogen haben, vermissen wir nun die Fleecejacken und dicken Pullis. Nach kurzer Zeit habe ich uns zur besagten Stelle navigiert. Wieder ein ganz anderes Viertel hier. Künstler, Designer, Edel-Bäckereien. Cool. Die Bilder sind schnell geknipst und wir ziehen weiter zum Brooklyn Bridge Park. Wäre es nicht so kalt und grau, wäre der Ausblick nach Manhattan sicher noch viel schöner. Aber auch so ist es toll. Und ich bin froh, mal wieder einen Teil gesehen zu haben, den ich vorher noch nie besucht habe. Wir suchen und finden den Aufgang auf die Brooklyn Bridge. Dank des Forums weiß ich erst seit kurzem, dass es hier mittlerweile auch Liebesschlösser gibt. Und wie es sich für Schwerverliebte gehört, habe ich eins als Überraschung anfertigen lassen, was wir dann natürlich angebracht haben. Leider haben wir uns nicht getraut, die Schlüssel in den Fluss zu schmeißen. "Wenn die dann ein Stahlseiltreffen und dann abprallen, auf ein Taxi fallen und das dann einen Unfall baut..." usw.
- P3160533.jpg (155.56 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160543.jpg (136.27 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160540.jpg (142.03 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160583.jpg (227.97 KiB) 8953 mal betrachtet
Der Weg über die Brooklyn Bridge war hart. Es war einfach so unbeschreiblich kalt. Einige Touris scheinen auch immer noch nicht zu verstehen, dass ein auf den Boden gepinseltes Fahrrad bedeutet, dass dies der Fahrradweg ist. Wir sind froh, als wir über die Brücke sind. Hunger, Pipi, kalt...so sind Mädchen halt. Diesmal ist aber auch Tim ganz schön durchgefroren und wir wollen nur noch irgendeinen Starbucks finden. Der erste ist schnell gefunden. Leider stehen 20 Leute in der Toilettenschlange und ein Sitzplatz ist auch nicht frei. Wir schlappen uns also wieder in die Kälte. Und wen auf eins Verlass ist, dann ist das die Starbucksdichte in Manhattan. Nach 400m leuchtet schon das grün-weiße-Meergöttinen-was-auch-immer-Symbol des Café zum Sternenbock (der is geklaut
) und wir sind froh, dort kurz aufwärmen, auftanken und wasserlassen zu können
- P3160556.jpg (167.29 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160566.jpg (92.7 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160573.jpg (223.36 KiB) 8953 mal betrachtet
- P3160598.jpg (155.01 KiB) 8953 mal betrachtet
Es ist nun schon fast 6 Uhr und wir ziemlich platt. Wir beschließen, ziemlich direkt nach Hause zu fahren. 15 Minuten warten wir auf die Subway. Wie wir nach 1 Station feststellen, fahren wir in die falsche Richtung. Tja so ist das doch oft, wenn man so schnell wie möglich heim will. Gut, dass das hier ja kein Problem ist. Nächste Subwaystation gesucht und in die richtige Richtung eingestiegen. Zurück im Hotel wartet auf uns schon ein frisch gemachtes Bett