Die letzte Nacht war etwas kurz, aber ich bin ja nicht zum Schlafen hier - also bin ich um 8 Uhr raus aus den Federn und habe das Hotel wenig später frisch geduscht und warm verpackt verlassen. Heute morgen war es richtig kalt in New York und da ich immer noch die Ausläufer einer hartnäckigen Erkältung mit mir herumschleppe habe ich mir im Deli meines Vertrauens auf der 9th Ave erst einen frisch gepressten Multivitaminsaft mit Ingwer und später noch eine Bagel mitgenommen und bin Richtung Times Square aufgebrochen.
Meine Mission heute: Rush Tickets für zwei Shows erwerben. Was sind Rush Tickets? Schön, dass ihr fragt: Für manche Shows gibt es eine begrenzte Anzahl von Tickets in der ersten Reihe für einen supergünstigen Preis direkt am Theater für Vorstellungen am selben Tag und da diese Tickets recht begehrt sind, stehen manche Freaks für manche Shows schon am Abend vorher für die Tickets an. Ganz so verrückt bin ich noch nicht, und bei diesenTemperaturen hätte ich wirklich nicht das Bedürfnis länger als nötig auf einem Fleck zu stehen. Die erste Show, für die ich ein Ticket ergattern wollte war Annie - Cheesy, ich weiß, aber eine Herzensangelegenheit von mir und außerdem ist es die letzte Vorstellung von dem wunderbaren Anthony Warlow und eine der wenigen Shows, die eine Vorstellung am Sonntag Abend haben.
Nach einem kurzen Blick auf die Schlange (nur eine Person) habe ich die wohlige Wärme von Starbucks vorgezogen und in aller Ruhe gefrühstückt, Reisebericht geschrieben und im Internet gesurft. Die Kasse am Theater sollte um 11 Uhr öffnen und als ich gegen 10.15 Uhr dort ankam, war ich etwa zehnte in der Reihe. Das sollte reichen. Ein kurzer Blick rüber zum TKTS Booth am Times Square ließ jetzt schon Wartezeiten von ca 2 Stunden verlauten - und die Schalte öffnen auch erst um 11 Uhr. Das Schöne am Anstehen ist, dass man schnell Anschluss an Gleichgesinnte findet und die Wartezeit so echt schnell vergeht (ja, ich kann mir fast alles schön reden
). Es war nur wirklich kalt und so war ich dann doch erleichtert, als sich die Türen um 11 Uhr geöffnet haben und ich wenig später mit einem Ticket für die erste Reihe für 40 USD in der Hand das Theater verlassen habe. Am TKTS Booth hätte ein vergleichbares Ticket selbst mit der maximal möglichen 50% Ermäßigung locker das Doppelte gekostet.Aber meine Mission war ja noch nicht abgeschlossen, da ich gestern Abend 'geopfert' habe und meine Musical Shortlist für diesen Trip immer noch ziemlich lang ist, musste es heute eine zweite Show werden und so habe ich mir schnell eine Kaffee geholt und bin zur Box Office für Kinky Boots gegangen. Die Show ist gerade sehr erfolgreich und über Wochen im Voraus ausgebucht. Also wären ermäßigte Tickets gar nicht und reguläre Tickets zu überteuerten Preisen nur im Glücksfall erhältlich gewesen. Gestern meinte die nette Dame am Ticketschalter zu mir, ich solle heute gegen 11.30 Uhr am Theater sein, da sie eine begrenzte Anzahl von Stehplätzen haben, die sie um 12 Uhr ausgeben. Stehplätze sind klasse - aber dazu später mehr (und das meine ich wirklich so).
Als ich am Theater angekommen bin, war es kurz vor halb 12 und ich war die erste. Am Theater selber gab es nur eine Hinweis auf die Ticket Lottery (das ist immer ein Riesenzirkus, wo 10-15 Glückliche Tickets für den gleichen Tag zu günstigen Preisen erwerben dürfen - Chancen stehen je nach Popularität der Show bei 5-50%) aber dafür war es noch zu früh. Hatte ich die gute Frau gestern falsch verstanden? Kurz im Internet gegoogelt - nein, das steht da so, alles gut. Also habe ich weiter gewartet. Langsam sind immer mehr Leute gekommen, und 10 Minuten vor 12 Uhr hatte ein Angestellter Erbarmen mit uns und hat uns im geheizten Vorraum warten lassen. Um Punkt 12 Uhr hielt ich mein Stehplatz Ticket für 27 USD in der Hand und war der glücklichste Mensch von New York - zumindest in meinen Augen. das Ticket in der Reihe vor der Stehplatzreihe hätte regulär 167 USD gekostet...
Gut gelaunt und glücklich hat mir nun auch die Kälte nichts mehr ausgemacht und ich habe mich zum Rockefeller Center begeben, den ersten kurzen Blick auf 'den Baum' geworfen und bin da nach weiter zur Lexington Ave, wo ich abseits der Touristen Massen ein wenig geshoppt habe und nach einem kurzen Abstecher zum Weihnachtsmarkt am Columbus Circle war es auch langsam Zeit für die erste Show des Tages.
