Tag 1, 09. November 2013Ich fliege nicht gerne. Gar nicht gerne! Und zudem habe ich ständig das Bedürfnis immer ganz früh da zu sein. Bloß nicht zu spät kommen, lange Schlagen beim Bag Drop oder bei der Passkontrolle und schwupps, schon ist so ein Flieger weg. (Ja, weiß ich schon auch, dass das ein klitzekleines bisschen übertrieben ist, aber ich kann es nicht abschalten

)
Auf jeden Fall trieb ich mich und meinen müden Liebsten aus diesem Grund um 8:00 Uhr aus dem Haus und rein in die heimische U-Bahn, in der ich mich Gott sei Dank bestens auskenne, denn müsste ich mich hierbei auf meinen Freund verlassen, würden wir sicherlich überall ankommen, nur nicht am Flughafen.
Kurzer Zwischenstop mit Kaffee am Hauptbahnhof und rein in die halbwegs pünktliche S-Bahn.
Unser Flug sollte um 11:25 Uhr gehen, eingecheckt hatten wir bereits am Vortag, es ging eigentlich nur noch um die Koffer und die Angstbekämpfung. Und wer denn Hannoveraner Flughafen kennt, der weiß... Da ist nix los. Als wir ankamen, so ca. 2 1/2 Stunden vor Abflug (

), war noch nicht mal der BA-Schalter geöffnet. Aber: So waren wir ja immerhin die ersten, ist ja auch mal ganz nett.

Kurz Koffer abgeben, noch ein Wasser trinken und ab durch die Sicherheitskontrolle. Naja, und dann hieß es warten am Gate. Ich bin meinem Freund sehr dankbar, dass er nicht den ganzen Tag auf meiner kleinen Hektikpanik herumgeritten ist.

Unser Flieger war ein wenig verspätet, so ca. 20 Minuten vielleicht und obwohl wir mehr als genug Zeit in Heathrow hatten, war mir schon wieder ganz anders. Immerhin war ich somit von meiner schlimmsten Flugangst abgelenkt. Außerdem hatten wir eine komplette Reihe für uns, was außerdem dazu beitrug, dass ich mich schnell wohler fühlte. Ich brauche im Flieger einfach ein wenig Raum zum Atmen (und einen Platz für Uppy - mein "immer-dabei-Ugly-Doll").
In London angekommen mussten wir von Terminal 1 nach Terminal 5 und durften so erstmal eine kleine Busfahrt machen. Ich finde es faszinierend, was an einem solch großen Flughafen alles so los ist und wie viele verschiedene Menschen dort arbeiten. Und während der 15-minütigen Busfahrt hatten wir auch mehr als genug zu gucken. Im Schlepptau hatten wir auf dieser kleinen Busfahrt noch zwei ältere Damen, die gar nicht so recht wussten, wo sie eigentlich hin müssen und eine Dame in etwa dem gleichen Alter, die allerdings sehr trendy und reiseerfahren war, oder sich dafür hielt. Jedenfalls gab sie den anderen beiden bereitwillig Auskünfte, wie das mit dem Transfer ablaufe und wo der Bus warten würde und so weiter. Sie kenne sich aus, sie "travelt a lot"

Das Problem war jedoch, dass keine ihrer Aussagen richtig war. Na gut, es kommt wahrscheinlich nicht darauf an was man sagt, sondern wie und mit welcher Überzeugung.
Nach einer weiteren Sicherheitskontrolle und einer kurzen Bahnfahrt waren wir am Gate und konnten auch direkt nach Ankunft an Bord. Also hätten wir gekonnt, denn das Boarding lief bereits. Habe ich nur einfach nicht mitbekommen (ausgerechnet ich, mit meiner Panik

). Und so standen wir ein wenig am Fenster und begafften unseren Flieger bis ich irgendwann sagte, dass wir jetzt doch mal langsam gehen könnten, das Boarding würde gleich beginnen. Problem: Auf meiner Bordkarte stand, dass das Gate um 14:00 Uhr schließt, ich beim Überfliegen jedoch gelesen hatte, dass es dann erst öffnen würde. Naja, Logik ist Samstags bei mir nie drin!
Naja, letztlich haben wir es ja pünktlich geschafft und mussten nicht ausgerufen werden.

Der Flug war unspektakulär und meine Startangst bei Erreichen der Flughöhe bereits vergessen. Danach folgte das übliche: Essen (Wirklich lecker!), Filme schauen und versuchen zu schlafen (fehlgeschlagen). Und ruck zuck kündigte der Pilot dann auch die Ladung am JFK an. Hätte er fast nicht machen müssen, denn die unzählbar vielen Lichter kündigten es schon an: Wir haben unser Ziel erreicht!
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ganz schön geschluckt habe, als ich aus dem Fenster bereits Manhattan sehen konnte mit all den Lichtern und den darüber kreisenden Helikoptern.
Danach Immigration (oh weh, hatte ich mir vorher Sorgen gemacht und wie einfach war es dann...) und Koffer schnappen und dann den netten Herren von unserem Shuttle suchen. Dachten wir... Da war aber keiner.

Mittlerweile war es 18:00 Uhr New Yorker Zeit und somit für uns Mitten in der Nacht. Dazu die Aufregung und diese innere Unruhe... Ich wollte jetzt rein in die Stadt. Glücklicherweise hatten wir eine kostenlose Telefonnummer auf unserem Voucher, an die wir uns bei Fragen wenden sollten. Dort versicherte man uns, dass Michael bereits auf dem Weg sei und die Verspätung aus der Erkrankung des eigentlichen Fahrers resultiere. Er würde aber in 5 Minuten vor Ort sein und ein Schild mit unserem Namen dabei haben. Na gut, dann warten wir mal.
Und tadaaa, keine 5 Minuten später traf das beschriebene Szenario ein. Michael begrüßte uns, nahm meinen Koffer und begleitete uns nach draußen. Aber weit und breit nicht der gebuchte Kleinbus-Shuttle. Wo um Himmels Willen hat er nur geparkt? Der Frage Antwort bekam ich umgehend, als Michael eine weiße Strechlimousine öffnete und meinen Koffer in den Kofferraum wuchtete.

Okay?!
Ein kurzes Telefonat mit der jungen Dame von Tui vor Ort (sie rief bei Michael an, just in dem Moment, in dem wir einsteigen sollten) klärte uns dann darüber auf, dass dies eine kleine Entschuldigung für entstandenen Unannehmlichkeiten des Wartens darstellen sollte. Gut, dann eben so in die Stadt einfahren. Ich muss gestehen, dass ich das normal total affig finde, aber an diesem Abend war es irgendwie nur cool.
Leider existieren keine Bilder von der Limousine, was zum Einen daran liegt, dass ich einfach zu geflashed war und zum Anderen wäre es mir auch ein wenig unangenehm gewesen. Lediglich ein heimlich geschossenes Handyfoto in mieser Qualität des Innenlebens habe ich mich getraut zu knipsen.

Die Fahrt in die Stadt war dann nicht nur wegen des ungewohnten Gefährts ein erstes richtiges Highlight dieser Reise. Ich hatte mir im Vorfeld geschworen, ganz cool nicht die ganze Zeit den Blick gen Himmel zu richten und mich dadurch umgehend als Ersttäter zu outen. Gescheitert bin ich nach wenigen Sekunden!
Es ging aber auch einfach nicht anders, alles war großartig beleuchtet und man kann sich die Höhe der Häuser und das Licht der Nacht in dieser Stadt einfach nicht vorstellen, wenn man es nie zuvor ganz echt und direkt vor der eigenen Nase gesehen hat.
Ich kann nicht sagen, wie lange die Fahrt gedauert hat, irgendwas zwischen 30 Minuten und unendlich, schätze ich mal, aber irgendwann waren wir dann vor unserem Hotel und als ich ausstieg sah ich direkt vor mir das Chrysler Building! Da ich befürchtete schneller unter Genickstarre zu leiden als mir lieb ist und New York mit Halskrause erleben zu müssen, zwang ich mich, den Blick auf Augenhöhe zu senken. Wir drückten Michael ein wenig Tip in die Hand (darauf machte er uns natürlich auch aufmerksam noch ehe ich die Möglichkeit hatte zu meinem Portemonnaie zu greifen), ließen uns vom Concierge die Koffer nach innen tragen und checkten ein. Während die nette Dame am Empfang auf ihrer Tastatur rumtippte, betete ich innerlich 'Lass es ein Zimmer in einem oberen Stockwerk sein, lass es ein Zimmer in einem oberen Stockwerk sein...' und überhörte so fast die Erklärung, dass wir Zimmer 921 im 9. Stock beziehen können. "Ist das jetzt hoch oder nicht?" flüsterte ich meinem Freund zu als wir auf den Lift warteten. Antwort: Schulterzucken. Na toll, Männer!
Die Antwort bekam ich also erst nachdem wir die Zimmertür öffneten und ich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit Richtung Fenster sprintete. Wen interessiert denn in dieser Stadt das Badezimmer, dass es ein Ankleidezimmer gibt, dass wir einen riesigen Schreibtisch, einen Flatscreen, der kaum in unser Wohnzimmer zu Hause passen würde und ein riesiges Sofa hatten? Eben, niemanden!
Und dann kriegte ich den Mund wirklich nicht mehr zu, ich war sprachlos. Bin ich sonst eigentlich nie! Auch wenn ich öfter sage, ich sei es... Das ist meist absolut übertrieben. Aber dieses eine Mal stimmte es. Wir hatten direkten Blick auf das Empire State Building. Ein kleiner Test meinerseits zeigte mir dann, dass ich dieses sogar von meiner Seite des Bettes sehen konnte (ist auch wirklich meine Seite, auch zuhause. Hätte es sonst aber durchaus für diese paar Tage auch mal gewechselt. Ich bin ja flexibel

)

Eigentlich wäre ich nach normalen Verhältnissen um diese Uhrzeit schon lange im Lala-Land und könnte mich selbst beim wildesten Mädelsabend nur mittels ausgiebigem Mittagsschläfchen (auch Discoschläfchen genannt) noch auf den Beinen und bei Laune halten, aber hier war eben nix normal. Nö! Schlafen ist nicht, ist doch Samstag Abend!
Also warfen wir nur schnell unsere Sachen in die Ecke, warfen noch einen Blick aus dem Fenster (gut, ich vielleicht auch zwei oder drei...-hundert, so lange bis mich mein Liebster unter Protesten wegzog) und erkundeten die Gegend um unser Hotel.
Wir waren kaum drei Schritte auf der Lexington (Lexi, haben wir sie später getauft) gegangen, da fragte uns eine Frau, wie sie denn zur Madison Avenue käme. Nicht, OB wir ihr das sagen könnten, sondern ganz selbstverständlich als müssten wir das wissen. Wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht. Obwohl ich sagen muss, dass ich mich bereits am zweiten Tag schon fast zu selbstverständlich durch die Stadt bewegte. Mein Freund schüttelte meistens nur ungläubig den Kopf, wenn ich ihm mal wieder den Weg erklärte, obwohl ich mich in meiner Wahlheimat, in der ich mittlerweile 13 Jahre lebe, selbst noch ab und an durchfragen muss.
Naja, zurück zum Glück. Ich spazierte nach diesem kurzen Schnack mit stolzgeschwellter Brust weiter, hatte man doch offensichtlich geglaubt, dass ich hier her gehöre. Jedenfalls bildete ich mir das ein. Und was anderes will ich auch nicht hören. (Lalalalala)

Wir sind an diesem Abend noch ein bisschen durch die Grand Central Station gebummelt, die keine 10 Gehminuten vom Hotel entfernt lag und haben die wunderschöne Halle bestaunt. Ich wünschte, Bahnhöfe in Deutschland würden so aussehen, dann würde ich auch wesentlich lieber mal auf einen verspäteten Zug warten. Aber wer weiß, vielleicht würde ich dann auch viel mehr Züge verpassen. Vielleicht doch ganz gut so wie es ist.
Danach sind wir noch ein bisschen Richtung Times Square gelaufen, haben uns diesen dann aber doch lieber für einen anderen Tag aufgehoben. Die Menschenmassen auf dem Weg dorthin haben uns gezeigt, dass das an einem Samstagabend, total übermüdet und viel zu aufgedreht, wahrscheinlich keine allzu gute Idee ist.
Also zurück die Madison (ach hier ist die! Will nicht nochmal jemand fragen? Hmmm? Irgendwer?) runter geschlendert und Richtung Hotel gebummelt. Und natürlich überall schon mal in die Schaufenster gelinst. "Schatziiii, ist das nicht schön?", "Nun warte doch mal! Wie heißt der Laden?", "Guck mal, die Schuheeeeee!"
Und weil wir noch nicht ins Bett wollten, haben wir uns dann doch gleich am ersten Abend noch den ersten richtigen New Yorker Burger gegönnt. Gut, Hunger hatte ich eigentlich keinen, aber was muss, das muss eben. Der Burger Laden um die Ecke des Hotels bot sich da hervorragen an: "Black Shack" hieß er und die Burger waren wirklich okay. Im Vergleich zu denen, die wir in den folgenden Tagen noch essen sollten, war zwar Potenzial nach oben, aber ich fand es super!
Nach dem Burger war dann aber auch wirklich Schluss, es hieß ab ins Bett und so lange wie irgendwie möglich schlafen. Gegen 22 Uhr lagen wir im Bett und die Lichter gingen aus. (also nicht in der Stadt, wohl aber bei uns beiden!) Wie ein kleines Kind mit Vorfreude auf Weihnachten bin ich grinsend, aber so schnell wie nie eingeschlafen...
Bilder habe ich von unserem ersten Abend leider keine, ich glaube, ich war einfach viel zu überwältigt als dass ich auch nur daran hätte denken können mein iPhone in die Hand zu nehmen und drauf los zu knipsen. Dafür hat sich das an den anderen Tagen aber umso mehr und umso schneller geändert.
