Lang hat's gedauert (ein Jahr
), aber jetzt geht's endlich weiter.
Dienstag, 01.11.
Heute war die erste Nacht, in der ich keine Ohrstöpsel mehr benötigt habe. Was doch ein paar Meter laufen ausmachen ...
Der erste Blick zum Fenster hinaus verhieß Gutes: Herrlicher Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel. Sowas ist doch wesentlich besser als ein trübes Grau. Hochmotiviert entschloss ich mich also eine kleine Fahrradtour zu unternehmen. Ich hatte noch einen Gutschein von Groupon für eine Tagesmiete bei bike&roll. Da ich bei meinem letzten Besuch eine Tour den Hudson hoch gemacht hatte, sollte es diesmal an (und über) den East River gehen. Eine genaue Tour hatte ich noch nicht im Kopf, das sollte sich dann im Laufe des Tages ergeben.
Also gings erstmal Richtung Downtown zum Battery Park. Da es aber noch etwas zu früh war (im Herbst machen die erst später auf), wurde schnell ein Creme Cheese Bagel beim nächstbesten Straßenkarren gekauft und gepflegt im Bowling Green Park mit WLan-Versorgung verspeist. So gestärkt schmiedete ich die wildesten Pläne für den Tag. Dass es zunächst über die Brooklyn Bridge gehen sollte, war mich schon klar gewesen (deswegen Startpunkt Battery Park). Auf der Karte schien der Prospect Park in Brooklyn gar nicht so weit weg. Und auf der Promenade von Coney Island wäre es bestimmt auch sehr chillig ....
Wie gesagt, ich war leicht übermotiviert.
Schließlich war es Zeit, dass der Verleih öffnete und nach leichten Verständigungsproblemen wegen dem Groupon-Schein (wie gut, wenn man alles incl. Einlösebestimmungen ausdruckt) konnte es endlich los gehen.
Eines vorweg - ich bin beileibe kein Schönwetterradler, aber im Sommer radel ich dann doch lieber durch NYC als bei diesem eisigen Wind!
Aber trotzdem war es einfach traumhaft über die Brooklyn Bridge im tollsten Sonnenschein zu radeln. Genial!
Auf Fotos hab ich hier verzichtet - von der Brooklyn Bridge hatte ich ja schon genug zu Fuß gemacht.
Mein erster Stop war auf der Brooklyn Hights Promenade.
Auch wenn die Piers unterhalb (noch) Baustelle sind, neben dem Fulton Ferry State Park einer meiner Lieblingsplätze! Welch Wunder bei DER Aussicht.
Beim Frühstück hatte ich ja noch Pläne bezüglich weiter nach Brooklyn vorstoßen geschmiedet, aber ich wollte eigentlich eine eher geruhsame Tour heute machen, da morgen Washington DC auf dem Programm stand und das sicherlich anstrengend werden würde. Deshalb entschloss ich mich in der Nähe des East River zu bleiben und die verschiedenen Brücken abzuklappern.
Also ging es als nächstes zurück nach Manhattan über die Manhattan Bridge. Dort wollte ich letztes Mal schon laufen, hatte aber irgendwie den Aufgang nicht gefunden. Inzwischen kann ich nicht verstehen, wie ich das nicht finden konnte. War damals wahrscheinlich einfach ein klein wenig verpeilt.
Jedenfalls hat man von der Manhattan Bridge einen wundervollen Blick auf Brooklyn Bridge und Downtown. Absolut geil!
Im Vordergrund der Fulton Ferry State Park, dahinter Brooklyn Bridge und der Financial District
Suchbild: Wo ist der Spielplatz?
Richtig! Hier!
Wohoooo!
Der Weg über die Bridge ist zwar mit Maschendrahtzaun vergittert, allerdings gibt es z.T. aufgerissene Löcher, durch die man auch mit einer SLR Fotos machen kann.
Die ersten Ausläufer von Chinatown
Wenn man in Manhattan rauskommt ist man ja gleich in Chinatown. Da ich gestern hier so leckere Dumplings bekommen hatte, nutzte ich die Gunst der Stunde und kaufte heute gleich nochmal eine Portion. Der Laden war ja nur ums Eck. Und für einen Dollar kann man wirklich nicht meckern. Lecker die Teile!
Frisch gestärkt nahm ich die nächste Brücke in Angriff: Die Williamsburg Bridge.
Leider auch hier total vergittert.
Von Williamsburg hatte ich viel Interessantes gelesen. Der erste Eindruck war aber eher enttäuschend. Straßen (fast) wie ausgestorben, viele ziemlich verkommene Häuser ...
Allerdings bin ich relativ bald zum East River abgebogen und möglichst nahe am Wasser entlang gefahren, es gibt also bestimmt auch hübschere Ecken von Williamsburg.
Fahrraderstatzteileautomat in Williamburg
Am Grand Ferry Park
East River State Park
In der West Street
Das Hochglanzmanhattan. So nah - und für viele Leute hier bestimmt doch so fern.
So langsam wurde ich wieder hungrig. Mittag war schon lang vorbei. Eigentlich wollte ich in einen Burgerladen nahe der Williamsburgbridge. Aber entweder hatte der zu gemacht oder ich hatte ihn einfach übersehen. Jedenfalls rief mein Magen nach Kalorien. Und so ein bisschen müde wurde ich so langsam auch. Was sollte ich tun? Wieder zurück zur Williamsburg Bridge und dann nach Manhattan? Andererseits war es nicht mehr so weit nach Long Island City und der Queensboro Bridge ... Was solls, ausruhen konnte ich mich auch zu Hause wieder: Weiter zur Queensboro!
Blick von der Pulaski Bridge
Weit war der Weg nicht mehr nach Long Island City. Hier im Forum ist dieser Ortsteil ja bekannt für günstige Hotels. Und vom Gantry Plaza State Park hat man einen wunderbaren Blick auf Midtown und das UN-Gebäude.
Wie schon einmal erwähnt, hatte ich das dringende Bedürfnis nach Cholesterin. Selbiger Spiegel wurde die letzten Tage bedenklich in die Höhe getrieben und es stand zu befürchten, dass er inzwischen wieder ein normales Maß erreichen könnte. Leider hatte ich für diese Gegend mir bei der Vorbereitung keine Restaurants herausgesucht - ein schwerer Fehler, wie sich jetzt herausstellte.
Also suchte ich mir den nächstbesten Laden, der relativ vielversprechend aussah. Wie's der Zufall wollte, kam ich an einem typisch amerikanischen Diner (zumindest was man aus amerikanischen Filmen als tyischen Diner kennt) vorbei.
Also kurzerhand das Fahrrad angekettet und rein in den Laden. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Total erschlagen von der reichhaltigen Karte entschied ich mich für ein Philly Cheese Stake Sandwich. Das Sandwich war komplett anders, als das von Sonntag. Das Brot erinnerte an ein französisches Baguette, war schön angeröstet. War ganz in Ordnung.
Der totale Hammer dagegen waren die Pommes. So leckere hatte ich noch nie! Aber vielleicht lag das auch nur an meinem Hunger.
Auch in diesem Laden hatte ich einen diesen wunderbaren Momente in NYC, wo man einen wildfremden Menschen kennenlernt und sich trotzdem toll unterhält. Recht schnell bemerkte die Bedienung - eine etwas ältere Dame, der ich fast jedes Mal gerne die Gläser oder Teller abnehmen wollte, als sie wieder vorbeihumpelte
- dass ich nicht von hier kam und es stellte sich heraus, dass sie auch Deutsche war. Sie kam allerdings schon als kleines Kind in die USA. So wurde aus einem kleinen Snack ein doch wesentlich längerer Aufenthalt mit einem sehr interessanten Gespräch. Schließlich verließ ich den Laden vollgepackt mit Süßigkeiten, die vom gestrigen Halloween übrig geblieben waren und die die Dame mir fürsorglich noch zugesteckt hatte (Sah ich denn wirklich SO verhungert aus??? )
Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden und ich musste bis 17.00 Uhr das Rad am Battery Park abgeben. Also hieß es kräftig in die Pedale treten! Der letzte Anstieg - die Queensboro Bridge lag noch vor mir. Und das mit vollem Magen!
Leider ist der Radweg am East River auf der Manhattan-Seite nicht komplett bis zur Queensboro durchgebaut. Deshalb musste ich die ersten Straßen in südliche Richtung durch den Verkehr durchschlagen. Auf der 2. Ave gings Richtung Süden. Dabei kam ich an meinem Hotel vorbei. Zu gerne hätte ich mich jetzt auf meinem Bett breit gemacht, aber ich musste ja leider noch mein Rad abgeben.
Früher Tudor Hotel - heute Hilton Manhattan East
Auf Höhe der 32. (oder so) konnte ich dann endlich am Wasser entlang auf einem Radweg fahren ohne Gefahr zu laufen, von einem verrückten Taxifahrer überfahren zu werden.
Blick zurück zur Queensboro Bridge
Ein bisschen hat sichs dann doch noch gezogen, allerdings wurde ich noch mit ein paar schönen Ausblicken auf Manhattan und Brooklyn Bridge bei tiefstehender Sonne entschädigt.
Leicht ermattet (mit anderen Worten: Total fertig!) gab ich das Rad schließlich am Battery Park wieder ab. Aber trotzdem war der Tag sehr schön gewesen und die Fahrt mit dem Rad war wieder ein Highlight meiner Reise.
Auf dem Weg zurück durch den Battery Park traf ich noch ein paar tierische Kumpels:
Haste mal ne Nuss?
Zunächst gings wieder zurück ins Hotel. Ich brauchte ein Dusche ... und da war ja noch was vonwegen Bett.
Aber der Tag sollte noch nicht zu Ende sein. Die Aussicht von LIC war bei Tag ja schon sehr schön, allerdings wollte ich mir das bei Nacht nicht entgehen lassen. Also quälte ich mich nochmal hoch, schnappte mir Kamera und Tripod und ab ging es zur Ubahn. Eine Station weiter gings schon wieder raus (wenn man hier ein Hotel hat, ist man also wirklich sehr schnell in Manhattan).
Ah, ein göttliches Zeichen - ein Dunkin Donut Laden! Diesen Wink Gottes konnte/durfte ich nicht ignorieren, also machte ich mir mit einem Tütchen Donuts und heißer Schokolade (hatte ich den eisigen Wind schon erwähnt?) in Richtung Park.
Auf dem Rückweg kam ich noch am Set einer Filmcrew vorbei, die direkt an der alten Ferry-Station drehten. Es handelte sich um "Damages - Im Netz der Macht". Da ich die Serie aber nicht ansehe und außer Glen Close und Timothy Olyphant eh keinen der Schauspieler kenne (und wahrscheinlich würde ich nicht mal die beiden erkennen), kann ich nicht mal sagen, wen (mehr oder weniger) Berühmtes ich da gesehen habe.
Erschöpft ging es nach diesem tollen Tag ins Bett. Doch schon bald sollte der verdammte Wecker klingeln, denn am nächsten Tag sollte es in die Höhle des Löwen, das Zentrum der westlichen Welt, dem Epizentrum der Macht gehen ... nein, nicht in den nächsten Dunkin Donut - sondern nach Washington D.C.!