Montag, 28. September 2015
Nachdem wir vor knapp einer Woche aus New York nach Hause gekommen sind, geht es nun schon wieder in den Urlaub. So kurz nacheinander sind selbst wir noch nicht wieder gestartet. Aber die Reise nach Sylt war schon länger geplant. Meine Freundin Kerstin fährt schon seit Jahren immer zum Surf Welt Cup. Sie hat jedes Mal davon geschwärmt, wie toll das ist. Und ich wollte natürlich schon längst auch einmal hier her. Aber mit Björn war das natürlich so eine Sache. Was neue Urlaubsgebiete anging, konnte er eine Sache immer besonders gut, weghören
. Da ist Marc ja nun ganz anders.
Kerstin brauchte ihm gegenüber nur einmal die beiden magischen Worte „House Musik“ zu erwähnen. Bereits am nächsten Tag hatte Marc eine Ferienwohnung für den Surf Welt Cup 2015 klargemacht. Früher dachte ich immer, ich sei spontan und reiselustig, aber da habe ich wohl meinen Meister gefunden. (Mit dem Shopping sehe ich mich übrigens wieder knapp vorne, hier gebe ich mich nicht mit dem zweiten Platz zufrieden!).
New York und die Kreuzfahrt kamen uns dann quasi dazwischen. Aber man muss die Reisen machen, wie sie kommen
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Also habe ich mich beeilt, alle Wäsche schnell gewaschen und zum Teil wieder in die Koffer gepackt.
Nach Sylt geht es für uns nicht alleine. Nein unser Freund Willi ist mit im Gepäck. Das wird sozusagen unser Probe Urlaub für die nächste USA Reise. Manche haben ja schon mitbekommen, dass wir bei unserem Trip im März etwas Pech mit unserer Reisebegleitung hatten. (Marc findet diese Formulierung übrigens zu nett, er sagt, ich soll „einen Griff ins Klo getan haben“ schreiben). Nennen wir sie aus Gründen des Datenschutzes wieder einmal Schnarch und Gähn, erwiesen sich als nicht wirklich urlaubskompatibel für uns.
Von daher haben wir uns fest vorgenommen, jede mögliche Reisebegleitung zuerst einmal in Deutschland auf Herz und Nieren zu testen, bevor es über den großen Teich geht.
Ich sollte vielleicht auch noch erwähnen, dass wir ursprünglich diese Reise nach Sylt auch mit Marcs Kumpel geplant hatten. Das war natürlich bevor er mit Prinzessin Valium zusammenkam. Aber nach den unfassbaren Ergebnissen in Vegas und Umgebung, hatte sich das mit dem Trip nach Sylt schnell erledigt. Also geht es nun heute zum Glück mit Willi los
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Er holt uns pünktlich um 10:30 Uhr zu Hause ab. Erst einmal heißt es Auto packen. Und ja, ich gestehe, ich muss zu den anonymen Packsüchtigen
. Vor sieben Tagen habe ich die Koffer vom New York Trip ausgeräumt. Und dabei habe ich mir dieses Mal wirklich ganz ganz ganz feste geschworen nie wieder zu viel mit in den Urlaub zu schleppen. Aber als ich am Sonntag gepackt habe, ist es doch wieder mit mir durchgegangen. Ich kann es einfach nicht lassen unfassbar viel Wäsche mitzunehmen. Auch wenn ich eigentlich klar habe, dass ich das nicht wirklich alles brauche, gelingt es mir einfach nicht mich einzuschränken. Ich packe immer und immer weiter. Und auch wenn mein Gehirn zum Teil schreit, das ist zuviel, ist der Teil der sagt, das brauchst du irgendwie immer stärker.
Und dieser Koffer, den ich mir bei T.J. Maxxs gekauft habe, und der ungefähr die Ausmaße eines mittleren Pax Schrank hat, hilft mir auch nicht wirklich weiter. Aber zum Glück bekommen wir alles in Willis Auto. Auch wenn sich neben mir auf dem Rücksitz die Kisten und Taschen stapeln. Habe als allererstes übrigens einen Wasserkocher eingepackt. Denn auf der Beschreibung im Internet stand kein Wasserkocher und auch auf den Fotos der Kücheneinrichtung war keiner zu entdecken. Und ein Urlaub ohne Wasserkocher und Instant Kaffee ist ja nun wirklich vorstellbar
!
Nachdem wir also alles im Auto haben, geht es los Richtung Sylt. Das Wetter ist traumhaft und die Sonne scheint. Niemand im Auto hat trotz Apfelallergie Äpfel gegessen oder leidet an Fahrangst, herrlich entspannt! Und ich schaffe es tatsächlich bis zum Mittagessen bei McDonald's keine Pippi Pause einzufordern. Hatte die Jungs ja vorgewarnt. Svenja auf der Autobahn ist wirklich jedes Mal ein Erlebnis. Mario Barth meinte ja mal, dass es an den blauen Schildern liegt. Bei mir liegt es definitiv an den gelben Ms. Sobald ich irgendwo das McDonald's Logo erspähe, meldet sich meine Blase. Und da ich ja nun eh schon drin bin um das stille Örtchen zu besuchen, kann ich mir doch auch gleich einen Kaffee mitnehmen. Naja und der muss natürlich beim nächsten grossen M wieder raus. Natürlich nicht ohne den nächsten Kaffee mitzunehmen (ein Teufelskreis!) Und so hangele ich mich und meine Mitfahrer von McDonald's zu McDonald's über die Autobahn.
Bei diesem Macces haben wir Glück. Kurz nachdem wir bestellt haben, rollt ein großer Reisebus auf den Parkplatz. Und eine Schulklasse oder vielleicht auch zwei strömen ins Lokal. Wer Fack ju Göhte für übertrieben hält, wird bei der Konfrontation mit heutigen Schülern schnell eines Besseren belehrt. Die Mädels und Jungs sind schätzungsweise 16 Jahre alt. Und auch wenn Chantal nicht heult, haben wir sie doch schnell erblickt. Und auch einige der anderen Schüler bringen uns zum Schmunzeln. Man, bin ich froh, dass ich privat rentenversichert bin, auf zukünftige Arbeitnehmer möchte ich mich nicht verlassen
.
Wir essen schnell auf und machen uns auf Richtung Autozug. Etwa 30 km bevor wir diesen erreichen, frage ich ganz beiläufig Marc, ob er auch den Schlüssel zur Ferienwohnung eingesteckt hat. Er schaut mich fassungslos an und meint, dass ich den doch wohl eingepackt habe
. O. k., so schnell war mein Puls noch nie oben. Da mache ich mich noch im Auto über Schnarch und Gähn lustig und fahre tatsächlich 300 km ohne den Schlüssel eingepackt zu haben. Normalerweise kann ich ja super über mich selbst lachen, aber in diesem Moment kriege ich erst mal einen leichten Anflug von Panik. Den ganzen Weg wieder zurück, den Schlüssel holen und wieder Richtung Sylt. Kerstin wartet doch um 19:00 Uhr vom Partyzelt auf uns. Das schaffen wir ja dann nicht! Aber zum Glück kann ich die nette Vermieterin der Wohnung telefonisch erreichen. Sie verrät uns, wie wir an einen Ersatzschlüssel kommen. Da haben wir beide noch mal Glück gehabt. Und gleich wieder eine lustige Geschichte zu erzählen. So doof, und den Schlüssel zu vergessen muss man ja auch erst mal sein. Beschließen das wir nun alle drei im Urlaub für den Schlüssel verantwortlich sind. Den Ersatzschlüssel müssen wir nun wirklich bewachen, die Vermieterin der Wohnung hält uns wahrscheinlich eh schon für blöd.
Ich habe schon viele Horrorgeschichten vom Autozug nach Sylt gehört. Leute die stundenlang in der Warteschlange standen. Aber als wir am Montagnachmittag dort ankommen, ist von Touristen Massen nicht zu sehen. Wir können sofort durchfahren auf den Zug. Marc ist total happy. Er hasst ja öffentliche Verkehrsmittel und weigert sich normalerweise einen Zug der Deutschen Bundesbahn zu betreten. Aber das gefällt ihm. Man kann im Auto sitzen bleiben und ist in 30 Minuten auf der Insel. Wirklich klasse! Ich bin nur froh, dass ich mit meinen Fahr- und Parkkünsten nicht auf den Zug muss. Aber Willi meistert das echt klasse!
Die Ferienwohnung finden wir auch auf Anhieb. Und da Depricella ja nicht dabei ist, hat auch niemand was zu meckern. Dafür haben wir ja auch keine Zeit. Wir packen schnell unsere Sachen aus und machen uns auf den Weg zur Touristen Information. Ich hab viel geplant, und als erstes möchte ich Tickets für die Wattwanderung am Mittwoch haben.
Es gibt mehrere Wattwanderungen auf Sylt. Aber eine im Schlick. Und die will ich
. Ich neige gerne dazu immer die extremen Sachen ausprobieren zu wollen. Wie letztes Jahr auf La Palma. Da gab es 10 Wanderungen zur Auswahl. Alle von leicht bis gemäßigt oder schwer. Und eine Tour, da wurde bereits im Prospekt gewarnt, dass man stundenlang nur bergab läuft und das nur gesunde und ganz erfahrenen Wanderer sich anmelden sollen. Auch wenn ich noch nie gewandert bin, musste es selbstverständlich diese Tour sein. Bin auch ganz optimistisch zu den Profis mit der super Ausrüstung in den Bus gestiegen. Wurde zwar mit meinen Nikes etwas belächelt (Marc und ich waren die Einzigen ohne Wanderschuhe und Co.). Die Wanderung haben wir auch tapfer gemeistert und hatten super viel Spaß. Aber zwei Tag später war ich abends nicht in der Lage die Treppe zum Restaurant unseres Hotels zu erklimmen. Ich hatte den schlimmsten Muskelkater meines Lebens und musste zu den Rentnern in den Aufzug.
Aber egal, ich bin ja lernressistent also auf zur Schlick Tour. Immerhin war Marc noch nie im Watt. Seine Eltern sind mit ihm immer auf die Kanaren. Da muss ich als Sozialpädagogin doch mal diese grundlegenden Kindheitserfahrungen mit ihm nachholen.
Wir laufen zu Fuß zur Info. Bekommen auch zum Glück noch einige Tickets, obwohl die Tour so gut wie ausgebucht ist. Nirgendwo ist eine Fischbrötchen Bude zu entdecken. Und so ist unser erstes Essen auf der Insel ein Döner. Die Bude heißt Alibaba, genau wie bei uns in Osnabrück. Aber ganz ehrlich ist unser Alibaba um Klassen besser. Aber für den ersten Hunger soll es reichen. Und im Partyzelt wurde mir von Kerstin Gosch Sylt versprochen. Im Dönerladen erleben wir noch den Wutanfall eines kleinen Sylt Touristen. Er bekommt zum Döner keine Apfelschorle und brüllt trotz seiner etwa 6 Jahre erst mal den Laden zusammen. Ach ne, was ist das schön
.
Mit den Tickets und frisch gestärkt geht es zurück zur Wohnung. Hier noch mal schnell ein wenig frisch machen und auf geht es Richtung Promenade.O. k., Kerstin hat nicht zu viel versprochen. Hier ist wirklich was los. Jede Menge Zelte und Stände sind aufgebaut. Am Jever Stand treffen wir meine Freundin. Gemeinsam geht es ins große Festzelt. Das ist wirklich riesig. Und es gibt jede Menge Theken. Gleich zu Beginn gibt es einen Riesenstand von Gosch Sylt. Und im Anschluss alles was man zum Trinken begehrt.
Ich muss ja zugeben, dass ich immer wahnsinnige Vorurteile den Sylter Touristen gegenüber hatte. Dachte hier gibt es wirklich nur Reiche oder Schnösel und überteuertes Essen und Trinken.Und natürlich gibt es im Zelt auch eine Champagne Ecke. Beziehungsweise eine Riesentheke von Moet. Und einen kleinen VIP Bereich. Oder sagen wir mal so, einen kleinen Bereich, für diejenigen die sich für wichtig halten und bereit sind 170 € für die Flasche zu zahlen. Aber es gibt auch Theken für die Normalsterblichen mit durchaus humanen Getränkepreisen.
Und während vorne im Zelt Schlager und Charts laufen, ist es hinten bei den Surfern wirklich cool. Marc bekommt seinen versprochen Bass. Und ich schaue mir die Leute an. Das ist echt genial. Die Surfer sind ja richtig lustig. Abends im Discozelt gehören Gummistiefel zum bevorzugten Schuhwerk. Flip Flops gibt es natürlich auch. Erlaubt ist was gefällt und die Stimmung ist wirklich gut. Und die Mischung machts. Neben den lässigen Surfern stehen die Schnösel. Eine Gruppe von sieben Jungs im Partnerlook. Alle das gleiche Hemd von Ralph Lauren und die obligatorische Flasche Moet. Süß
! Heute am Montag ist es auch nicht allzu voll und wir können tanzen. Das Einzige was etwas stört ist die Mädelstruppe neben uns. Ich kann es ja schon in Osnabrück nur belächeln, wenn eine Gruppe Frauen um ihre Handtaschen tanzt. Da frage ich mich immer, was die abends alles mitschleppen. Ich bin da vielleicht einfach nicht eitel genug und bin mit Autoschlüssel, Labello und Geld zufrieden, was ich alles locker in meine Hosentaschen bekomme. Aber wenn ich die gigantischen Handtaschen in deutschen Discotheken sehe, bin ich nicht die Einzige, die packsüchtig ist. Die Mädels hier toppen aber alles. Die haben einen riesigen Berg Taschen und Rucksäcke aufgebaut. Und tanzen mal drum herum und mal daneben. Wobei sich das als wirklich nicht ganz ungefährlich herausstellt. Im relativ dunklen und doch zu „späterer“ Stunde vollem Partyzelt stolpern unzählige Leute über die blöden Taschen. Egal was sie alles mitgeschleppt haben wirklich heil kann es nicht mehr sein
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Die Party im Zelt steigt übrigens jeden Abend um 18:00 Uhr und wird pünktlich um 22:00 Uhr beendet. Dann ziehen viele Leute noch weiter in Kneipen und kleine Clubs. Aber uns reicht es für heute. Nach einem Fischbrötchen bei Gosch (das gehört zum Urlaub einfach dazu!) spazieren wir gemütlich in Richtung Ferienwohnung.