Sorry, dass es etwas stockend vorwärts geht...also weiter gehts:
Mittwoch, der 18.04.2018
Der Morgen war kühl, wir genossen den Sonnenaufgang, und ich setze mit Shirt und Strickjacke auf Lagenlook, während Nadine noch mehr auf die spätere Sonne vertraute mit kurzem Jumpsuit und Hose drüber. Als erstes wollten wir das Museum of Broken Relationships besuchen, wo Gegenstände ausgestellt und Geschichten gescheiterter oder beendeter Beziehungen erzählt werden. Das würde so spannend werden! Wir nahmen wieder mal den Big Blue Bus 8 und steigen nach einer halben Stunde bei Hilgard/Manning aus. Von da aus gings mit dem 302 Bus Richtung Downton LA Broadway und das war einfacher als gedacht. Direkt an der Haltstelle kam schon der nächste Bus und wir mussten gar nicht lange suchen. (Manchmal liegen die Haltestellen ja so blöd versetzt, dass man als Touri ewig sucht.)
Der Busfahrer war auch super nett und wir nutzten die halbe Stunde Busfahrt, um Beverly Hills durch die Fenster zu bestaunen. Ich dachte immer, dass dieses schickimicki in real dann vielleicht doch nicht so schön ist. Aber diese bunten Blumen an den Straßen und die akkuraten Villen…Ach ja. Das hat schon was. Nachdem wir bei Highland/Sunset ausgestiegen sind, hatten wir schon so einen Hunger, dass wir uns die Zeit genommen haben und erstmal zu Chick-fil-A gegangen sind. Das war direkt an der Bushaltestelle und es war so lecker! Shake, Pommes und Hänchen. Mega lecker. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Museum of Broken Relationships, denn das sollte zu Fuß weniger als 10 Minuten entfernt sein. Auf dem Weg dahin bestaunten wir die Palmen Reihen, Nadine machte noch ein paar Pfützen Fotos und wir entdeckten coole Street Art von Marilyn Monroe. Nur das Museum konnten wir beim besten Willen nicht finden! Nochmal die Wege nachgeguckt und den Kopf geschüttelt. 7 Minuten zu Fuß. Da müssten wir doch darüber stolpern! Also fragten wir den erstbesten Menschen und die kannte das Museum auch. Aber der Hammer: Sie sagte uns, dass sich das Museum umbenannt habe und jetzt ein Museum für Illusionen sei. Nein! Wir hatten uns doch so sehr drauf gefreut! (Wir hatten sogar früh morgens noch auf die Homepage geschaut und da stand nix!)
Frustriert liefen wir weiter den Boulevard entlang und ich sah zu Boden. Huch! Da waren ja die Sterne. Der Walk of Fame. Die hatten wir irgendwie gar nicht so richtig gesehen, aber es war auch voll von Menschen. Natürlich hatten wir vorher schon gehört, wie hässlich der Walk of Fame in der Realität sein soll und ich habe mir das auch schon gedacht, aber das in real nochmal zu sehen ist dann noch mal etwas was anderes. Der ist ja nicht besser als der Walk of Fame in Berlin. Und darum wird so ein Aufriss gemacht. Wirklich unnötig. Wir schlenderten so über den Boulevard, wiegelten die ganzen Typen ab, die uns eine Busfahrt verkaufen wollten und schauten uns einfach die Straße an. Die vielen Geschäfte, das laute Treiben mit den ganzen Touristen, das Kodak Theatre, in dem die Oscars verliehen werden.
Und dann liefen wir einfach nur den Walk of Fame ab und suchten Namen, die wir kannten. Ab und zu machten wir auch ein Foto, aber erst am Ende des Urlaubs merkten wir, dass wir doch tatsächlich vom Walk of Fame selbst gar kein Foto gemacht hatten. Nur von einzelnen Sternen. Tja. Irgendwann hatten wir keine Lust mehr (der geht ja wirklich ewig lang) und drehten wieder um, um uns auf den Weg zu machen zum Runyon Canyon Park.
Mittlerweile war es schon fast Mittag und die Sonne ließ sich immer mehr blicken. Nadine zog ihre Hose aus, aber ich hatte es da in meiner langen Hose nicht so leicht. Wäre ich doch mal auf die Idee gekommen, mich kühler anzuziehen. Naja, hochkrempeln und weiter geht’s. Mehr schlecht als Recht liefen wir die Straßen berghoch, blieben immer mal wieder stehen, weil Nadine Blumen fotografieren musste und kamen dann am Eingang zum Park an. Die Station mit dem Trinken und Essen war super gut! Echt eine tolle Idee. Für 5 Dollar holten wir uns Bananen und kühle Sprite, die aufgrund der Hitze aber erstmal kurz an die Wange gehalten wurde. Mit dem Wetter haben wir wirklich nicht gerechnet, Wolken waren angekündigt gewesen und in meiner Tasche steckte noch der Schal (!) vom Morgen. Tja, so schnell kanns gehen.
Mit hochgekrempelter Hose setzten wir uns erstmal auf die erste Bank. Wir mussten die Lage checken, wie man sagt. Sollten wir links oder rechts hochgehen? Wie weit sollten wir hochgehen? Nadine war eher schlecht gelaunt wegen der Wärme und jammerte etwas, aber ich ließ mich nicht beirren. Natürlich war es ziemlich logisch, dass wir mit unserer Kondition den Weg nicht schaffen würden. Aber man könne es ja wenigstens versuchen! Nur so weit wie wir kommen! Nach ein paar motivierenden Worten raffte Nadine sich also auf (der Rucksack mit Kameratasche wurde auch immer schwerer) und wir liefen links hoch. Gleich zu Beginn des Weges kamen uns schon Leute von oben entgegen: Muskeln. Bikini Oberteil. Hotpants. Noch mehr Muskeln. Oberkörperfrei. Wir tauschten einen Blick und dachten wohl beide dasselbe: Oh, oh. Worauf hatten wir uns hier nur eingelassen? Die Befürchtung bestätigte sich, als wir das erste Tor passierten und der Blick auf den Weg nach oben frei wurde. Gefühlt ewig und immer höher schlang er sich nach oben. Oh je. Aber wir liefen erst einmal weiter und genossen die interessante Umgebung: Jogger und nur sportliche spärlich bekleidete Menschen, etwas Blick auf die Stadt und überall grünt es in Büschen und Bäumen. Leider knallte die Sonne aber auch ungehindert auf den Wanderweg und wir setzen uns das ein oder andere Mal hin, um zu verschnaufen und über den steilen Weg, die Sonne oder unsere nicht existierende Kondition zu schimpfen. Sport machen! Das nahmen wir uns fest vor, wenn wir erstmal wieder in Deutschland waren und zogen uns gegenseitig wieder hoch. In gemächlichem Tempo liefen wir weiter und waren dankbar über jede noch so kleine Windbrise. Während wir so wanderten, stellte sich irgendwann die Frage: Weiter oder aufhören?
Nach jeder Biegung stöhnten wir auf, wenn wir sahen, wie weit und steil der Weg noch war, aber andererseits waren wir doch schon mal hier und dann konnten wir doch auch versuchen, so weit wie wir kommen zu laufen. Das „so weit wie wir kommen“ wurde immer weiter ausgedehnt und in Etappen aufgeteilt: „Nur noch bis zum Baum! Nur noch bis zu der Biegung!“ Bis wir feststellen mussten, dass wir es wirklich nicht mehr weit hatten bis zum Ziel. Wer hätte das nur gedacht? Am Anfang des Weges waren wir noch so sicher, dass wir da nie hochkommen würden und auch währenddessen waren wir uns nicht sicher und haben doch immer weiter gemacht. Schritt für Schritt. Der Weg war super schön, aber höllisch anstrengend. Ich hatte schon alles hochgekrempelt was ging an Klamotten und wir schnauften ganz schön, als wir endlich oben ankamen. Natürlich genau zur Mittagshitze. Oben hieß es dann erst mal ausatmen und genießen. Denn für den Ausblick hatte sich der Weg wirklich gelohnt! Es war so schön, Los Angeles von oben zu sehen und vor allem konnte man so weit gucken! Unglaublich. Wirklich wunderschön. Nach einer Verschnaufpause machten wir Fotos vom Ausblick, von uns mit Ausblick, vom Hollywood Sign, dass etwas verschwommen in der Ferne stand und drehten ein kleines Video für unsere Oma zum 70. Mit lieben Grüßen und Ausblick.
Mittlerweile war es schon 3 Uhr und wir dachten uns: Bis wir wieder unten sind, bis wir wieder in Santa Monica sind…das ist bestimmt 6/7 Uhr. Dann passt es, wenn wir uns jetzt auf den Rückweg machen. Und das war auch genau richtig. Das Zurücklaufen war natürlich viel einfacher als das Hochlaufen und wir gönnten uns am Boulevard erst mal einen schönen Erdbeere Smoothie. Ach was tat das gut. Gleichzeitig mussten wir aber auch feststellen, dass wir uns auf der Wanderung einen ordentlichen Sonnenbrand geholt hatten. Und mit ordentlich meine ich knallrot ordentlich. Schöner Mist. Ich hatte noch nie schlimm Sonnenbrand. Aber wir hatten uns ja auch nicht eingecremt, also selbst Schuld. Mit knallroten Händen, Armen, Nacken, Rücken, Gesicht und Schultern gings also in eine Apotheke, um dafür was zu holen. Lange Hose sei Dank, dass ich da verschont blieb. Der Mann an der Kasse verstand erst überhaupt nicht, was wir von ihm wollten und musste eine Kollegin herbeirufen. Die verstand uns schließlich und für 20 Dollar besorgten wir uns After Sun Lotion und Nervennahrung. Damit machten wir uns auf den Rückweg und saßen im Bus erstmal im Stau. Und was für einer! Drei Autos wollen durch die Kreuzung, vier Autos machen dicht, sechs hupen. Der Busch schlängelt sich irgendwie so dadurch und ich bin einfach nur heilfroh, dass wir nicht mit dem Auto gefahren sind. Das hätte mich alle Nerven gekostet. Während wir da so im Stau stehen (30 Minuten ca.) konnten wir aber auch über den Tag nachdenken und wir fanden, dass wir zufrieden waren. Wir haben Hollywood Boulevard und Runyon Canyon Park gemacht, zwischendurch viel gegessen und Pausen gemacht und hatten jetzt nicht das Bedürfnis, das etwas fehlt. Außer das Museum natürlich. Und unsere Füße waren der Beweis dafür, dass wir etwas geschafft hatten.
Wenn man bedenkt, wie wir Montagnacht noch daran dachten, den Urlaub abzubrechen, weil wir so fertig waren. Aber in zwei Tagen kann sich alles ändern. Und manche Probleme lassen sich leider erdulden, wenn die Umgebung besser ist. Nadine schoss noch ein paar Fotos und wir genossen den Rest der Busfahrten. Denn für uns ist das praktisch eine billige Touri Tour in real. Man fährt nicht mit Touristen durch die Gegend, sondern mit ganz vielen Leuten, die in Los Angeles leben und arbeiten und man fährt nicht nur von Touri Hotspot zu Touri Hotspot, sondern sieht wirklich die Straßen und Läden. Auch Sachen, die man so vielleicht nicht gesehen hätte. Das ist wirklich schön. Es war dann tatsächlich halb 7 Uhr als wir im Hotel ankamen und nach etwas vorsichtigem Duschen mit viel „Au“ vom Sonnenbrand lagen wir eingecremt in dem bequemen Bett und bestellten mal wieder beim Liefer Service. Diesmal Nudeln mit Erbsen, war nicht schlecht. Am nächsten Tag sollte es nach Downton LA gehen und wir waren schon sehr gespannt. Trotz Sonnenbrand schliefen wir bald ein und wie auch schon zuvor schliefen wir einigermaßen durch. Das Hotel war einfach spitze!