Re: Reisebericht: Achterbahn der Gefühle und NY Moments :-)
Verfasst: 01.06.2017, 13:24
Samstag, 20.05.2017
Für heute hatte ich zahlreiche ganz tolle Pläne. Denn Mai in New York, das heißt Sommer, Sonne, Outdoor-Spaß! Mooooooment, ist das grau, was da am Himmel zu sehen ist? Oder eher eine Schattierung zwischen schwarz und weiß? Leben ist das, was passiert, während du eigentlich andere Pläne hattest, so einer meiner liebsten Sprüche und Wetter ist etwas, was ... aber lassen wir das.
In meine verschiedenen Planungs-Varianten passte das mausgrau-aschgrau-fahlgraue Wetter leider irgendwie so gar nicht. Aber nutzte ja nix, wir sind ja nicht zum Spaß hier Als wir aus dem Hotel kamen, wurde uns schlagartig klar, dass "grau" nicht unser einziges Problem war, denn es war zusätzlich auch noch unangenehm frisch. Aber das ist New York, gestern noch lauer Sommerabend wie aus dem Bilderbuch und heute? Tja.
Aber da bekanntermaßen nur die Harten in den Garten kommen, starteten wir natürlich trotzdem in den Tag. An diesem Wochenende fand das 9th Avenue Food Festival statt, das war doch schon mal ein guter Anfang. OK, Essen fand ich so kurz nach dem Frühstück nicht ganz so verlockend, aber jedes Festival dieser Art ist ja gleichzeitig auch immer Marktplatz für alle möglichen anderen Artikel.
Zuallererst zogen mich feinste Lederwaren magisch an. Wir landeten an einem Stand, an dem es Handgemachtes aus Leder gab, unter anderem eine traumschöne Geldbörse mit der Brooklyn Bridge. Lokal gefertigt! Heruntergesetzt von $60 auf $45. Meinem inneren Sparbrötchen widerstrebte die Ausgabe (worüber ich jetzt noch fluche) und so zogen wir weiter.
Zum Trost und weil mir wirklich kalt war, gönnte ich mir einen Pashmina-Schal. Echtes Pashmina, ich schwör', nur $5 Dollonen!!! Der sollte sich übrigens in der nächsten Zeit noch als außerordentlich sinnvoller Kauf herausstellen. Hatte ich übrigens erwähnt, dass das Frühstück noch nicht lange her war? Diese Tatsache geriet beim Mann in Vergessenheit, stattdessen entwickelte er beim Anblick eines Spanferkels eine gewisse Ekstase. Und was macht man als liebende Partnerin? Man gerät in Futterneid und möchte auch ein Stück kleines Schweinchen. Ok, mit schlechtem Gewissen (Tierbaby!), aber ihr wisst ja: "Alleine essen macht dick!"
Gestern hatte ich ja eine Lektion in Demut gelernt, die setzte sich heute fort, denn der "Spanferkel-Burger" schmeckte gar nicht mal so gut. Wie pflegte mein Opa immer zu sagen? "Das war die Strafe Gottes!" HA, das kommt davon, wenn man ein Tierkind isst. SO! Um zumindest 7-9 Kalorien wieder abzubauen, schlenderten wir die 9th Avenue bis zur 34th Street hinunter und bummelten ein bisschen durch diverse Geschäfte. So richtig kauflustig waren wir aber nicht, so dass es beim Gucken blieb.
Wir beschlossen, zwecks Strategiebesprechung eine kleine Kaffee-Pause auf dem Herald Square einzulegen. Ganz oben auf meiner Wunschliste für diese Reise stand natürlich das neue One World Trade Center und auch der neuen Bahnhof (Transportation Hub) nach einem Entwurf des Architekten Santiago Calatrava. Für die Aussichtsplattform des OWO war das graue Wetter zwar nicht geeignet, aber es war gut genug, sich alles andere drumherum in Ruhe anzuschauen. Ha, wir hatten einen Plan! Und der war sogar gut, denn um einen Bahnhof anzuschauen, braucht man keinen strahlenden Sonnenschein.
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir genau fuhren, aber plötzlich standen wir in dieser gigantischen Halle, auch "Oculus" genannt. Wie toll ist das denn? Wir waren absolut begeistert, was für eine großartige Bereicherung, wunder-wunder-wunderschön! Wir konnten uns gar nicht sattsehen. Zurecht hatte ich mich auf diesen Moment gefreut, hachseufz! Amerikaner vermögen es nicht, verstopfungsfreie Toiletten, mobile Duschköpfe oder lückenlose Einbauküchen herzustellen, aber Architektur können sie! Äh, wobei mir gerade einfällt, dass Santiago Calatrava gebürtiger Spanier ist, der in der Schweiz wohnt. EGAL
Von außen gefällt mir das Gebäude fast noch besser, es wirkt auf mich wie ein Phoenix, der seine Flügel spreizt, um aus der Asche aufzusteigen. Die weiß lackierten Stahlstreben erinnern mich an Federn. Als ich da draußen stand, lief vor meinem inneren Auge meine eigene New York Geschichte ab. 1998 stand ich das letzte Mal auf der Aussichtsplattform des alten World Trade Centers, wie oft waren wir damals in den 90ern im unterirdischen Gewimmel der Türme unterwegs.
Und dann 2001! Als wir im Oktober in eine tief verwundete Stadt kamen, die zusammen hielt und wild entschlossen war, sich nicht unterkriegen zu lassen, aber buchstäblich ins Herz getroffen war. Wir wollten nach 9/11 so schnell wie möglich nach New York. Wir wollten begreifen, verstehen, die Surrealität der Fernsehbilder mit der Wirklichkeit abgleichen. Wir standen vor den immer noch rauchenden Trümmern und es war so absurd, unverständlich, unrealistisch. Die Bilder und den furchtbaren Geruch werde ich nie vergessen. Trotzdem erschien es mir damals und auch heute noch wie ein böser Traum.
Mit einem Kloß im Hals und diesen Gedanken im Kopf stand ich auf dem Platz vor dem Oculus, schaute rauf zum One World Trade Center und dachte mit so viel Liebe: "Da bist du ja wieder, meine Schöne!" Vielleicht findet das der ein oder andere von euch albern, aber mich verbindet so viel mit dieser Stadt, sie ist seit 23 Jahren Teil meiner Geschichte. Da ist so ein bisschen Sentimentalität hoffentlich erlaubt.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit einem Bummel durch Downtown, ich wollte auch schon mal schauen, wo das Pier 11 ist, denn mein ausgeklügelter Plan beinhaltete in den nächsten Tagen einen Ausflug mit der Fähre nach Rockaway Beach. Wir machten auch noch einen - traurigen - Abstecher zum ehemaligen South Street Seaport, ein Bild des Jammers. Natürlich ist die Stadt im stetigen Wandel, aber der ein oder andere Wandel gefällt mir nicht unbedingt. Aber natürlich hat mich schon wieder niemand gefragt!
Inzwischen waren wir ziemlich durchgefroren, denn da unten am Wasser zog es wie Hechtsuppe. Da man ja von Luft und Liebe allein nicht leben kann, musste Nahrung her. Da wir zeitlich flexibel waren, fuhren wir raus nach Queens. Genauer gesagt nach Sunnyside zu Pete's. Hier hat sich nichts verändert und es ist schön, wenn ein paar Dinge einfach so bleiben, wie sie immer schon waren.
Zurück aus Queens statteten wir dem Rockefeller Center noch einen kleinen Besuch ab. Der Künstler Jeff Koons stellt dort noch bis 23. Juni eine Kunst-Installation aus, eine überdimensionale aufblasbare "Seated Ballerina". Das hört sich bescheuert an, ist es aber nicht. Ich fand sie sehr schön und eindrucksvoll und das, obwohl ich mit Koons' Kunst im Allgemeinen nicht ganz so viel anfangen kann.
Da die Wettervorhersage uns für den nächsten Tag bombastische Aussichten, gleichzeitig aber den letzten schönen Tag während unseres Aufenthalts prophezeite, beendeten wir diesen Abend relativ früh, um am nächsten Morgen zeitig aus den Federchen kriechen zu können
Für heute hatte ich zahlreiche ganz tolle Pläne. Denn Mai in New York, das heißt Sommer, Sonne, Outdoor-Spaß! Mooooooment, ist das grau, was da am Himmel zu sehen ist? Oder eher eine Schattierung zwischen schwarz und weiß? Leben ist das, was passiert, während du eigentlich andere Pläne hattest, so einer meiner liebsten Sprüche und Wetter ist etwas, was ... aber lassen wir das.
In meine verschiedenen Planungs-Varianten passte das mausgrau-aschgrau-fahlgraue Wetter leider irgendwie so gar nicht. Aber nutzte ja nix, wir sind ja nicht zum Spaß hier Als wir aus dem Hotel kamen, wurde uns schlagartig klar, dass "grau" nicht unser einziges Problem war, denn es war zusätzlich auch noch unangenehm frisch. Aber das ist New York, gestern noch lauer Sommerabend wie aus dem Bilderbuch und heute? Tja.
Aber da bekanntermaßen nur die Harten in den Garten kommen, starteten wir natürlich trotzdem in den Tag. An diesem Wochenende fand das 9th Avenue Food Festival statt, das war doch schon mal ein guter Anfang. OK, Essen fand ich so kurz nach dem Frühstück nicht ganz so verlockend, aber jedes Festival dieser Art ist ja gleichzeitig auch immer Marktplatz für alle möglichen anderen Artikel.
Zuallererst zogen mich feinste Lederwaren magisch an. Wir landeten an einem Stand, an dem es Handgemachtes aus Leder gab, unter anderem eine traumschöne Geldbörse mit der Brooklyn Bridge. Lokal gefertigt! Heruntergesetzt von $60 auf $45. Meinem inneren Sparbrötchen widerstrebte die Ausgabe (worüber ich jetzt noch fluche) und so zogen wir weiter.
Zum Trost und weil mir wirklich kalt war, gönnte ich mir einen Pashmina-Schal. Echtes Pashmina, ich schwör', nur $5 Dollonen!!! Der sollte sich übrigens in der nächsten Zeit noch als außerordentlich sinnvoller Kauf herausstellen. Hatte ich übrigens erwähnt, dass das Frühstück noch nicht lange her war? Diese Tatsache geriet beim Mann in Vergessenheit, stattdessen entwickelte er beim Anblick eines Spanferkels eine gewisse Ekstase. Und was macht man als liebende Partnerin? Man gerät in Futterneid und möchte auch ein Stück kleines Schweinchen. Ok, mit schlechtem Gewissen (Tierbaby!), aber ihr wisst ja: "Alleine essen macht dick!"
Gestern hatte ich ja eine Lektion in Demut gelernt, die setzte sich heute fort, denn der "Spanferkel-Burger" schmeckte gar nicht mal so gut. Wie pflegte mein Opa immer zu sagen? "Das war die Strafe Gottes!" HA, das kommt davon, wenn man ein Tierkind isst. SO! Um zumindest 7-9 Kalorien wieder abzubauen, schlenderten wir die 9th Avenue bis zur 34th Street hinunter und bummelten ein bisschen durch diverse Geschäfte. So richtig kauflustig waren wir aber nicht, so dass es beim Gucken blieb.
Wir beschlossen, zwecks Strategiebesprechung eine kleine Kaffee-Pause auf dem Herald Square einzulegen. Ganz oben auf meiner Wunschliste für diese Reise stand natürlich das neue One World Trade Center und auch der neuen Bahnhof (Transportation Hub) nach einem Entwurf des Architekten Santiago Calatrava. Für die Aussichtsplattform des OWO war das graue Wetter zwar nicht geeignet, aber es war gut genug, sich alles andere drumherum in Ruhe anzuschauen. Ha, wir hatten einen Plan! Und der war sogar gut, denn um einen Bahnhof anzuschauen, braucht man keinen strahlenden Sonnenschein.
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir genau fuhren, aber plötzlich standen wir in dieser gigantischen Halle, auch "Oculus" genannt. Wie toll ist das denn? Wir waren absolut begeistert, was für eine großartige Bereicherung, wunder-wunder-wunderschön! Wir konnten uns gar nicht sattsehen. Zurecht hatte ich mich auf diesen Moment gefreut, hachseufz! Amerikaner vermögen es nicht, verstopfungsfreie Toiletten, mobile Duschköpfe oder lückenlose Einbauküchen herzustellen, aber Architektur können sie! Äh, wobei mir gerade einfällt, dass Santiago Calatrava gebürtiger Spanier ist, der in der Schweiz wohnt. EGAL
Von außen gefällt mir das Gebäude fast noch besser, es wirkt auf mich wie ein Phoenix, der seine Flügel spreizt, um aus der Asche aufzusteigen. Die weiß lackierten Stahlstreben erinnern mich an Federn. Als ich da draußen stand, lief vor meinem inneren Auge meine eigene New York Geschichte ab. 1998 stand ich das letzte Mal auf der Aussichtsplattform des alten World Trade Centers, wie oft waren wir damals in den 90ern im unterirdischen Gewimmel der Türme unterwegs.
Und dann 2001! Als wir im Oktober in eine tief verwundete Stadt kamen, die zusammen hielt und wild entschlossen war, sich nicht unterkriegen zu lassen, aber buchstäblich ins Herz getroffen war. Wir wollten nach 9/11 so schnell wie möglich nach New York. Wir wollten begreifen, verstehen, die Surrealität der Fernsehbilder mit der Wirklichkeit abgleichen. Wir standen vor den immer noch rauchenden Trümmern und es war so absurd, unverständlich, unrealistisch. Die Bilder und den furchtbaren Geruch werde ich nie vergessen. Trotzdem erschien es mir damals und auch heute noch wie ein böser Traum.
Mit einem Kloß im Hals und diesen Gedanken im Kopf stand ich auf dem Platz vor dem Oculus, schaute rauf zum One World Trade Center und dachte mit so viel Liebe: "Da bist du ja wieder, meine Schöne!" Vielleicht findet das der ein oder andere von euch albern, aber mich verbindet so viel mit dieser Stadt, sie ist seit 23 Jahren Teil meiner Geschichte. Da ist so ein bisschen Sentimentalität hoffentlich erlaubt.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit einem Bummel durch Downtown, ich wollte auch schon mal schauen, wo das Pier 11 ist, denn mein ausgeklügelter Plan beinhaltete in den nächsten Tagen einen Ausflug mit der Fähre nach Rockaway Beach. Wir machten auch noch einen - traurigen - Abstecher zum ehemaligen South Street Seaport, ein Bild des Jammers. Natürlich ist die Stadt im stetigen Wandel, aber der ein oder andere Wandel gefällt mir nicht unbedingt. Aber natürlich hat mich schon wieder niemand gefragt!
Inzwischen waren wir ziemlich durchgefroren, denn da unten am Wasser zog es wie Hechtsuppe. Da man ja von Luft und Liebe allein nicht leben kann, musste Nahrung her. Da wir zeitlich flexibel waren, fuhren wir raus nach Queens. Genauer gesagt nach Sunnyside zu Pete's. Hier hat sich nichts verändert und es ist schön, wenn ein paar Dinge einfach so bleiben, wie sie immer schon waren.
Zurück aus Queens statteten wir dem Rockefeller Center noch einen kleinen Besuch ab. Der Künstler Jeff Koons stellt dort noch bis 23. Juni eine Kunst-Installation aus, eine überdimensionale aufblasbare "Seated Ballerina". Das hört sich bescheuert an, ist es aber nicht. Ich fand sie sehr schön und eindrucksvoll und das, obwohl ich mit Koons' Kunst im Allgemeinen nicht ganz so viel anfangen kann.
Da die Wettervorhersage uns für den nächsten Tag bombastische Aussichten, gleichzeitig aber den letzten schönen Tag während unseres Aufenthalts prophezeite, beendeten wir diesen Abend relativ früh, um am nächsten Morgen zeitig aus den Federchen kriechen zu können