Nach ein paar Wochen Abstinenz geht es nun weiter. Freut mich wenn ihr mitlest
TAG 3
Tag 3 und ich war wieder gegen 3 Uhr aufgewacht, was mich so langsam störte, da ich nicht mehr fit war, wie an den anderen Tagen. Und so langsam dämmerte es mir auch wieso ich immer um drei Uhr aufwachte. Mir fiel auf, dass die Heizung gegen 3 Uhr nachts anfängt laut zu pfeifen, als würde Luft entweichen. Dies war so laut, dass ich davon wach wurde und danach nicht mehr wirklich einschlafen konnte. Für die nächste Nacht nahm ich mir vor, dass ich meine mitgebrachten Ohrstöpsel benutzen würde. Das war bisher nicht wirklich nötig, da es in der Nacht selber doch recht ruhig war – trotz offenem Fenster. Ich setzte mich eine Weile ans Fenster und bemerkte, dass doch sehr viele Wohnungen oder Büros in den Hochhäusern herum noch beleuchtet sind, und das mitten in der Nacht. Ich fragte mich, was wohl hinter all den Fenstern vor sich geht. In der Ferne hörte ich immer wieder Polizei- und Feuerwehrsirenen, wie man es aus dem Fernsehen kennt von New York. Gegen 6 Uhr entschloss ich mich raus zugehen und mir im „Anitas Deli“ gegenüber etwas zu Frühstücken zu holen. Die zwei Mitarbeiter waren beide indischer Abstammung und versuchten sofort mit mir ins Gespräch zu kommen. Der ältere um die 40-50 Jahre löscherte mich direkt mit Fragen und wir kamen ins Gespräch. Hier musste ich dann öfters lachen, da er gewisse Dinge falsch aussprach und seine Sätze eine vollkommen andere Bedeutung erlangten. Ich bestellte mir einen Kaffee und einen Cream Cheese Bagel und einen Kaffee und nahm diesen mit auf mein Hotelzimmer. Mit Blick auf das ESB genoss ich mein Frühstück, bevor es losging.
Da ich zum Central Park wollte, war es mir eigentlich zu früh, um bereits um 7 Uhr zu starten, da ich es für unsicher hielt, mich zu dieser Uhrzeit im Park aufzuhalten. Trotzdem fuhr ich dann gegen 7- halb 8 los Richtung Columbus Circle. Die U-Bahn war wieder gut gefüllt. Es beeindruckte mich immer wieder aufs neue, was man hier für unterschiedliche Menschen trifft und wie respektvoll die Mehrheit miteinander umgeht. Egal wie ungewöhnlich jemand aussieht – hier wird niemand angestarrt oder ja über jemanden getuschelt. In New York kann man die unterschiedlichsten Persönlichkeiten finden und mir schien es, als könnte hier jeder frei ausleben, wer er war.
Bevor ich nach New York kam, hatte ich einige Bedenken, ob ich mich in der Stadt wohlfühlen würde. Diese Bedenken kamen hauptsächlich daher, dass ich 1. eigentlich keine großen Menschenmaßen mag und leichte Platzangst habe und 2., ich keine Hektik und Lärm mag und überhaupt kein Stadtmensch bin. Ich wohne in einer sehr kleinen Stadt und wenn ich mal in eine deutsche Stadt fahr, bin ich nach ein paar Stunden wieder froh, wenn ich zu Hause bin. Überall dieses Gedränge und diese Unachtsamkeit anderen gegenüber. In Menschenmaßen wird gedrückt und geschubst und man muss in der Regel nicht meinen, dass man hier mal ein „Entschuldigung“ zu hören bekommt. Jeder läuft kreuz und quer und schnell packt mich hier der Stress und ich bin einfach nur noch genervt. Man könnte meinen, dass ich alle Voraussetzungen erfüllte, um New York zu hassen.
Komischerweise war es das absolute Gegenteil. Und dies lag nicht an mir – sondern an der Stadt und den Menschen. Egal wie eng befüllt eine U-Bahn war, egal wie viele Leute ausstiegen und zum Ausgang strömten – alle nahmen Rücksicht aufeinander. Ich hatte immer genug Platz um mich herum und musste nie Angst haben von den Leuten hinter mir quasi Platt getreten zu werden (das Gefühl bekommt man schnell schon mal bei meiner Größe
). Natürlich sind die New Yorker in Hektik, haben es eilig und oft einen schnellen Schritt drauf. Wenn man sich aber dem Strom anpasst und nicht mitten im Weg rumsteht, läuft alles wie von selbst. Dadurch war ich doch meist relativ entspannt und ausgeglichen – trotz Hektik und Menschenmaßen.
Als ich am Columbus Circle austieg, musste ich mich erstmal orientieren. Erst nach einigen Augenblicken merkte ich, dass ich schon direkt am „Eingang“ zum Central Park war. Ich war mir immer noch unsicher, ob ich zu der Uhrzeit hinein sollte. Also lief ich erstmal um den Columbus Circle herum. Irgendwie konnte ich dem nichts abgewinnen. Es war nicht viel los und leider war das Wetter sehr trist. Es war stark bewölkt und kalt. Schnell entschloss ich mich, dass ich mich doch einfach in den Park trauen sollte – und noch schneller merkte ich, dass meine Angst mehr als unbegründet war. Der Park war schon voll mit Joggern und vielen Hunden. In New York muss man wohl früher aufstehen um einen leeren Central Park vorzufinden.
Auf einer Wiese liefen Unmengen an Hunden und spielten miteinander im Schnee. Ich entschied mich planlos drauf los zu laufen. Plötzlich ertönte im gesamten umliegenden Teil des Parks Musik, eine Art Märchenmusik (anders kann ich es leider nicht beschreiben
) - des gesamte Park eingepackt in einer weißen Schneedecke und dazu diese Musik – das hatte etwas magisches. Nachdem ich weiterlief, erfuhr ich bald auch woher diese kam. Auf der Eislaufbahn „Wollman Rink“ fand wohl eine Art Vorlaufen von Kindern statt. Diese liefen immer mit unterschiedlicher Musik vor. Eine Zeit lang beobachtete ich das Treiben durch den Zaun und fragte mich, ob die Kinder ein Gefühl dafür haben an welch, für viele, besonderem Ort sie sich befinden? Mitten im Central Park zu laufen muss doch was besonderes haben.
Kurz darauf lief ich weiter. Allerdings fehlte mir bisher die Begeisterung für den Park. Der Himmel war grau und trist. Die ganze Atmosphäre missfiel mir irgendwie und es machte sich keine besonders gute Stimmung bei mir breit. Trotzdem lief ich eine ganze Weile durch den Park und stoppte an verschiedenen Ecken für Fotos. Auch heute war es wieder sehr kalt und ich gönnte mir am „Le Pain Quotidien“ im Park eine große Schokolade um mich aufzuwärmen. Ich lief weiter aber wurde einfach nicht warm mit dem Park. Die Seen waren eingefroren und nicht als Seen zu erkennen. Zudem waren sie größtenteils abgesperrt. Alles wirkte schlichtweg trist auf mich.
Auf Höhe der 80th entschied ich mich daher den Park zu verlassen und die weltberühmte 5th Avenue runter zu laufen. Die viele Lauferei machte sich so langsam aber sicher bemerkbar und meine Füßen schmerzten immer mehr. Hier war ich also auf der 5th wo viele Schöne und Reiche wohnen. Schon nach wenigen Metern ärgerte ich mich, mich auf den Weg hier entlang gemacht zu haben, denn es gab für mich nicht viel zu sehen, außer ein Appartmentkomplex nach dem anderen und der Weg zog sich unheimlich. Am Anfang des Central Parks entschloss ich mich trotz schmerzenden Füßen dazu, mich Richtung Roosevelt Island zu machen. Ich hatte mir zuvor die Adresse im Internet herausgesucht, aber ich schien etwas falsches notiert zu haben – oder auch doch nicht? Ich weiß es bis heute nicht. An der rausgesuchten Adresse befand sich nur eine U-Bahn Station. Nach ewiger Sucherei fand ich zumindest die Bahn in die korrekte Richtung, da der eigentliche Eingang gesperrt war. Die Station war wie leergefegt, es war kein Mensch zu sehen. Die nächste Bahn sollte in 30 Minuten kommen. Also wartete ich alleine, und dann irgendwann mit einem weiteren anwesenden Pärchen. Nach einer halben Stunde fuhr diese allerdings immernoch nicht ein und die Einfahrtszeit sprung auf eine Stunde später ein. Meine Laune war an diesem Punkt ganz, ganz weit unten. An diesem Tag konnte mir New York mir es einfach nicht recht machen und ich war einfach nur genervt. So lief ich zurück auf die 5th und entschied mich zur Central Station zu laufen. Hier angekommen war ich wirklich fasziniert – ein wahnsinnig schönes Gebäude und für mich das Treiben innendrin eine vollkommene Ruhe ausgestrahlt, obwohl es eigentlich das absolute Gegenteil war.
Es war gegen Mittag und ich ging runter in den Food Court um mich umzusehen. An was ich mich erst mal gewöhnen musste, war der Anblick der umher patroullierenden und bewaffneten Soldaten – wenn man dies so vorher noch nicht gesehen hat, ist es doch ungewohnt. Schnell war ich hiervon allerdings schnell abgelenkt – ein Essensstand nach dem anderen, der förmlich nach meiner Aufmerksam schrieh. Letztendlich landete ich an einem, mir unbekannten Stand, an dem ich mir einen Veggie Burger und Kartoffelpüree bestellte. Die Bedienung hätte nicht unfreundlicher sein könnte und das Essen nicht schlechter. Der Tag schien nicht besser verlaufen zu können. Mit schlechter Laune entschied ich mich danach erst einmal ins Hotel zu fahren und eine kurze Pause zu machen. Auf dem Weg noch kurz im Duane Read an der 34th rein und Getränke und Snacks geholt. Etwas gute hatte die Eiseskälte – die nicht vorhandene Minibar im Hotel war kein Problem, denn die auf der AC abgestellten Getränke waren schon nach wenigen Minuten eisgekühlt.
Nachdem ich auf dem Bett für ungefähr eine halbe Stunde eingeschlafen war, traf mich doch fast der Schlag, als ich aus dem Fenster schaute. Es schneite ohne Ende und meine Getränke waren schon einige Zentimeter in Schnee gehüllt. Mit neuer Motivation verließ ich trotzdem das Hotel und schaute mir das Wetter draussen an. Die Gehwege waren bedeckt und rutschig und überall waren Mitarbeiter der Stadt, die die Straßen vom Schnee versuchten zu räumen.
Ich muss ganz ehrlich sein. New York bei diesem Wetter mit dieser gedrückten, tristen Atmosphäre hat mir an diesem Tag keinen Spaß gemacht. New York hat mich an diesem Tag genervt – was vielleicht aber auch einfach an meiner schlechten Stimmung generell lag. Ab hier fehlt mir von diesem Tag bereits die Erinnerung, was wohl auch daran liegt, dass ich keine Fotos mehr gemacht habe. Abend allerdings, lief ich die 3rd Avenue entlang und entschloss mich eine Kleinigkeit im „FatBurgers“ zu essen. Der Name lässt nichts gutes verheißen. Gelockt mit „Chili Cheese Fries“ die ich probieren wollte, betrat ich den Laden, in dem 1-2 Leute am Tresen saßen und ein Football Spiel verfolgten. Ich gab meine Bestellung bei einem Mädchen in meinem Alter auf. Hier hatte ich dann doch leichte Verständigungsprobleme, als sie mir verschiedene Menus anbot und ich nicht so Recht wusste, was sie mir da verkaufen wollte. Der Mitarbeiter hinter ihr schien schon leicht genervt und keiner von beiden kam wohl darauf, dass ich keine Muttersprachlerin bin. Als ich dies erwähnte war das Problem dann irgendwie schnell gelöst und wir lachten alle. Ich sollte mich schonmal setzen; mein Essen würde mir gebracht. Als dies geschah musste ich feststellen, dass meine Chili Cheese Fries Fleisch enthielten ( Wer hätte das gedacht?), ich dies bei der Bestellung aber irgendwie ausgeblendet hatte, und ich zu allem Übel Vegetarier bin, war der Abend nun wirklich gelaufen. Alles ging mir auf den Keks und ich ging kurz darauf zurück in Hotel und beendete den Tag auch schnell gefrustet und schlief ein. Ein rundum misslungener Tag in der schönsten Stadt der Welt