Ausflug
Tagebucheintrag: Sonntag, 19.10.2014
Als Gedanke stand es schon im Raum - wenn mir die Stadt mal zu viel wird, vielleicht mal raus zu fahren, "aufs Land". Nun, zuviel geworden ist sie mir nicht, trotzdem bin ich gestern mal in den NJ-Transit-Zug gestiegen und rausgefahren. Nach
Maplewood. Klingt irgendwie nach Wald, nicht? Ist es auch. Ein bisschen jedenfalls.
Die schwierigste Hürde dort hinzukommen, war, am richtigen Bahnhof den richtigen Bahnsteig für den richtigen Zug zu finden. Die
Penn Station, nahe des Empire State Buildings gelegen, ist ein gigantischer und zunächst auch recht verwirrender Bahnhofskomplex. Da die Subway an diesem Samstag aber alle mir bekannten Verspätungsrekorde bricht, verpasse ich ohnehin den angepeilten Zug und habe also fast eine Stunde Zeit für den nächsten "Morris & Essex". Das ist eine der Linien, die von
New Jersey Transit betrieben wird. Und das ist auch das tückische: Für alle möglichen Strecken, für Subway, Lokal- und Fernverkehr gibt es unterschiedliche Bahngesellschaften, die an unterschiedlichen Standorten im Bahnhof ihre Schalter bzw. Automaten haben und auch unterschiedliche Gleisbereiche nutzen. Auf welchem Gleis der Zug dann abfährt wird erst ein paar Minuten vor Abfahrt bekannt gegeben. Deshalb versammeln sich die Leute um die kleinen und großen Bildschirme mit den Übersichten.
Im Endeffekt ging aber alles ganz gut, der Zug ist pünktlich und (viel schneller als morgens mit der Subway) erreiche ich nach 40 Minuten den Bahnhof Maplewood. Es ist wirklich weit außerhalb, aber so richtig aufgehört hat die Stadt noch nicht, es ist praktisch durchgehend bebaut und besiedelt - nur ist es weitläufiger, mit reichlich Grün durchsetzt, die Häuser sind meist klein. Es erinnert ein bischen an die Villenvororte Berlins, etwa Kleinmachnow. Bloß der Sandboden und die Kiefern fehlen, hier bestimmen die unterschiedlichsten Laubbäume das Bild.
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Nun muss ich ein bisschen suchen, ich will auf den angrenzenden Hügel (oder Berg? Ist immerhin fast 600 Fuß hoch...). Meine ersten Versuche hinauf zu kommen, enden aber in Sackgassen, die keinen Ausgang nach oben haben. Dank der freundlichen Hilfe einer Frau mit Hund (es gab auch kaum andere Möglichkeiten, jemanden zu fragen - der Bauarbeiter, den ich zuerst ansprach, zuckte nur bedauernd die Schultern und sagte, er sei nicht von hier) finde ich dann den richtigen Weg. Und ein paar Minuten später bin ich oben, in der
South Mountain Reservation. Hier gibts richtig Wald, eine breite asphaltierte, aber teils für den Verkehr gesperrte Promenade, einen Hundeauslaufplatz, ein paar Grillplätze, Kunst im Wald und theoretisch auch Aussicht. Da die eigentlich schön angelegten Aussichtsplätze (mit viel Platz zum Pcknicken und so) aber offenkundig seit ein paar Jahren nicht mehr gepflegt werden, sind die Sträucher und Büsche zu hoch, um wirklich eine echte Aussicht genießen zu können: die ganze Skyline von New Jersey bis Manhattan und die angrenzenden Hügel auf einen Blick - das wäre schön, ist aber nicht zu sehen. So bleiben nur hin und wieder einzelne Ausschnitte - zwischen den Bäumen hindurch. Der Spaziergang (oder fast schon Wanderung) ist dann doch ganz schön, es ist hier wirklich ein bisschen Indian Summer mit den bunt belaubten Bäumen. Nur - allein bin ich auch hier nicht. Das Risiko, verloren zu gehen, sinkt also gegen Null. So wird's also ein entspannter Spaziergang, bis ich die Reservation wieder verlasse, um den nächstgelegenen Bahnhof in
South Orange anzusteuern. Und dann bin ich schwupps wieder in der Stadt.
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Dort hab ich mir nochmal ein Abendprogramm ausgesucht. In der
Brooklyn Academy of music gibts wie jeden Samstag Live Musik bei freiem Eintritt (dafür kostet das Bier - Radeberger - 8$). Diesmal steht
kinobe and the wamu spirit auf dem Programm, afrikanische Musik aus Uganda. Es ist ein großartiger Auftritt mit sehr virtuoser, bisweilen sehr besinnlicher, dann auch wieder ausgeprochen tanzbarer Musik. Ein schöner Ausklang dieses Samstags.
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