Sonntag, 08.09.2013
Heute sollte der Wecker meiner Freundin mal etwas früher klingeln. Wir wollten zur Brooklyn Tabernacle um an einem echten Gospelgottesdienst teil zu nehmen, Meine Freundin hatte anfangs deswegen etwas Angst, ob man als nicht gläubiger da einfach so hin kann und dass das bestimmt nicht gern gesehen ist. Aber erst mal ist man in NY ja immer gern gesehen als Gast und zweitens nimmt der lieber Gott einem dass bestimmt nicht übel wenn man trotz nicht-glauben hin geht.
In der Kirche finden Sonntags 3 Gottesdienste statt. Um 9 Uhr, um 12 Uhr und 15 Uhr. Obwohl es mit 1383 Sitzplätzen eine der größten Kirchen New Yorks ist sollte man früh genug da sein weil es ziemlich voll wird. Die Kirche befindet sich in einem ehemaligem Theater, von draußen ziemlich unscheinbar aber von drinnen macht sie ganz schön was her. Uns war schon etwas mulmig zumute rein zu gehen, wir waren die einzigen weißen. Nicht dass jemand denkt dass ich das schlimm finde! Mein Freund ist selber halb Afroamerikaner. Aber man fühlt sich einfach komisch wenn man zu einer Minderheit gehört. Und ich finde jeder sollte das Gefühl mal erlebt haben um zu wissen wie andere sich manchmal fühlen.
Wenn man die Kirche betritt steht man in einer großen Eingangshalle mit großer Treppe, großen Wandbildern und großen Kronleuchtern. So wie man es von Amerika gewöhnt ist. Wir wurden sofort begrüßt und der Weg zu den Sitzen gezeigt. Und wieder ein großer, wunderschöner Saal mit roten Plüschsesseln.
Vorne auf der Bühne standen 280 Stühle für den 280 Personen Chor der auftreten sollte. Der Brooklyn Tabernacle Chor hat u.a. 4 Millionen Alben verkauft und 6 Grammys gewonnen. Die Sänger sind ganz normale Menschen die ihre Wurzeln überall in der Welt haben.
Wir suchten uns gute Plätze und schauten zu wie der Saal sich immer mehr füllte. Ein paar Touristen tauchten noch auf, die konnte man aber an einer Hand abzählen. Ich fand es ziemlich daneben dass die Touris in kurzer Hose, T Shirt und mit Rucksack aufgeschnallt durch die Kirche latschten. Für mich gehört es einfach dazu den Menschen mit ein wenig Respekt gegenüber zu treten wenn sie uns in ihre Kirche lassen dass man sich auch ein wenig hübsch macht. Und die „normalen“ Besucher hatten alle ihre Sonntagskleidung raus gesucht und morgens bestimmt einige Zeit vorm Spiegel verbracht. Es war schön mit an zu sehen wie alt und jung gemeinsam in die Kirche gehen.
Unter der Decke hingen überall Monitore wo Werbung für das Programm der Kirche lief und die Facebook und Twitter Adressen. Die Amis sind schon ein bisschen socialising Verrückt!
Dann wurde das Licht gedimmt, ich hatte damit gerechnet dass erst mal eine Ansprache kommt aber es fing sofort der Chor an zu singen, 1383 Menschen erhoben sich und stimmten ein. WOOOOOOOOOOW! Ich hatte selten so eine Gänsehaut, so einen Kloß im Hals und Pippi in den Augen. Ich glaube mein Mund stand ein Ewigkeit auf und ich konnte nicht glauben was gerade um mich rum geschieht. Ich klatschte im Takt mit und genoss den Augenblick. Es wurde ziemlich lange gesungen bis Pastor Cimbalaya auf die Bühne kam und mit seiner Predigt begann. Meine Freundin konnte natürlich nicht so lange stehen und setzte sich zwischendurch immer wieder hin...
Genau weiß ich leider nicht mehr was er alles gepredigt hatte aber zwischendurch ging es um die nächstenliebe und dass man auch einfach mal jemand fremdes seine Liebe zeigen und ihn umarmen soll. Also umarmten sich auf einmal alle Menschen in der Kirche. Völlig fremde Menschen umarmten bin und zeigten mir ihre Liebe! Die Menschen neben mir, vor mir, hinter mir. Alle 3200 Menschen! Und schon war da wieder der Kloß im Hals. Dann kam eine tolle 16 jährige Gastsängerin die Nachmittags einen Auftritt in der Kirche hatte. Danach durften alle die gerade Probleme haben nach vorne zum Pastor kommen. Die Schlange war ziemlich lang und niemand hat sich gescheut offen zu zeigen dass es ihm gerade nicht so gut geht.
Zum Abschluß wurde sich nochmal umarmt außerdem wurden die Menschen eingeladen noch zum essen zu bleiben, neulinge oder Besucher konnten sich im 1. Stock auch ein kleines Willkommensgeschenk abholen, was wir aber nicht taten. Wir schauten uns noch ein wenig im Gebäude um und machten Fotos, was man während der Messe leider nicht durfte. Was ich aber total verstehe und respektiert habe denn für die Menschen ist das teilweise sehr intim.
Auf dem Weg zur Kirche haben wir in der Fulton Street ein paar Klamotten und Schuhläden gesehen in die wir jetzt rein wollten. Also stand erst mal ein bisschen Shopping auf dem Plan. Und danach wollten wir zu Juniors. Unser Gastgeber sagte wir müssen da hin und den Cheesecake essen.
Gesagt getan, und vorher noch ein bisschen Rührei und Bacon zur Stärkung. Den Kuchen mussten wir uns allerdings teilen weil die Stückchen rieeesig waren.
Auf dem Plan stand jetzt Coney Island. Wir wollten versuchen mit dem Bus zu fahren um ein bisschen was von der Gegend zu sehen und Zeitdruck hatten wir nicht. Wir wollten nur gerne zum Sonnenuntergang am Meer sein. Weil wir vom essen doch ziemlich voll waren, beschlossen wir erst mal ein Stück die Flatbush Ave runter zu laufen und uns die Beine zu vertreten. Die Gegend war ganz nett und man war mal wieder abseits der Touripfade. Unterwegs entdeckten wir ein Zoofachgeschäft wo wir schauen wollten ob wir schöne Mitbringsel für unsere Lieblinge finden. Leider verkauften die im Laden auch Hunde
Meine Freundin ranzte erst mal den Verkäufer an warum sie sowas tun. Ich erklärte ihm dann ruhig dass sowas bei uns nicht üblich ist und wir die Tiere vom Züchter, Tierheim usw holen. Zum Glück verstand der Verkäufer dass und erzählte uns dass es da wo er herkommt auch nicht üblich ist und wir hatten noch ein ganz nettes Gespräch. Für meinen Hund fand ich dann ein Kuhhorn mit irgendwas-Füllung mit Erdnussbuttergeschmack. Die Krallenüberzieher für die Katzen habe ich dann doch liegen lassen.
Irgendwann stiegen wir in einen Bus ein der Richtung Süden fuhr. An einer Ecke wo ich wusste da müssen wir nach rechts ab stiegen wir aus. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl und wäre lieber in die U Bahn gestiegen. Aber ich wollte ja nicht ständig sagen wo es lang geht sondern auch mal meine Freundin machen lassen da ich schon merkte dass sie das stört wenn ich immer den Ton angebe. Das Ende vom Lied war dass wir 2,5 Stunden mit unseren Einkäufen durch die Gegend irrten bis wir irgendwann einen Bus fanden der die Klimaanlage voll aufgedreht hatte und noch ca. 1 Stunde bis nach Coney Island brauchte. Als wir da waren war es natürlich schon dunkel und wir hatten keine große Lust mehr uns viel an zu schauen. Also schauten wir uns kurz ein bisschen um und setzten uns dann in die U Bahn Richtung nach Hause.