Tag 5 – 14.08.2013 (Mittwoch)
Abwechslung beim Frühstück war angesagt: Heute war der/das (?) Applejack Diner am Broadway an der 55th Street fällig. Was einem 1996 einen tollen Start in den Tag verschaffte eine aktive Homepage hatte und nebenbei auf Street View offenbar immer noch existierte, kann doch auch 2013 nicht schlecht sein. Also auf mit dem Rad fix hingeradelt! Denkste, die erste Station war leer und die zweite hatte einen defekten Kreditkartenslot. Ironischerweise war natürlich diese Station voller unerreichbarer Räder.. So ähnlich muss sich der Esel hinter der Karotte vorkommen. Nun gut, Subway. Wozu haben wir schließlich die Wochenkarte?
Dort angekommen bestellte ich, ganz traditionell, 2 Eier easy over mit Bratkartoffeln und Toast. Also die Kombination von Bratkartoffeln mit Eigelb ist ja ein Gedicht! Dazu Toast mit portionierten Häppchen Grape Jelly. Auf dem Teller blieb die portionierte Butter. In diesem Moment kam mir der Monolog von den ersten Minuten aus Fight Club in den Sinn, wie einer der Jungs sich über die portionierten Häppchen des Alltags auslässt (im Detail dieses Zitat:
"Wohin ich auch reise, überall portioniertes Leben, portionierter Zucker, portionierte Kaffeesahne, eine Kleinst-Portion Butter, der Mikrowellen-Cordon-Bleu-Bausatz, Shampoo-Conditioner-Fläschlein, Einzelproben Mundwasser, winzige Seifenstücke.". Das war einfach der Moment, wo mir diese ganzen abgepackten kleinen Portionen überall etwas auf die Nerven gegangen sind. Natürlich ist die Menge auch entweder zu viel oder zu wenig.). Verändert hat sich zu 1996 übrigens die kleine Salatbeilage. Offenbar ist die „Ökowelle“ auch in den USA angekommen.
Das Rockefeller Center ist ja quasi um die Ecke, also schnell auf die Räder und hin! Heieieiei, radeln auf der 5th Avenue ist doch eher anstrengend für Leute, die den New Yorker Fahrstil nicht so raushaben. Ich hatte immer die Sorge, ich könnte irgendwem im Weg sein, der typische New Yorker schlängelte sich irgendwie irgendwo durch. Offenbar lebt er ohne diese Sorge, der Glückspilz. So waren wir (oder zumindest ich) doch recht froh, als wir an unserer Querstraße mit der Radstation (bäääämm! rein in das Ding) ankamen und die 5th Avenue hinter uns lag. Unten vor dem Prometheus war leider eine Bar mir aufgespannen Sonnenschirmen aufgebaut, so dass man die Skulptur nicht komplett sehen konnte. Aber unser Ziel war ja eh weiter oben, eigentlich wollten wir heute gegen später auf die Aussichtsplattform. Ein Blick nach oben zeigte aber Wolken, die es sehr eilig hatten, zu einem nur ihnen bekannten Ziel zu kommen. Und winddichte Kleidung hatten wir natürlich wo? Falsch, nicht im Hotelzimmer, sondern gleich direkt in Deutschland. Schließlich wurde der Koffer mit Optimismus gepackt!
Der Versuch, im Rockefeller Center Yankee Candles zu bekommen, scheiterte leider. Auf die Homepage mit dem Store Locator ist aber auch wirklich überhaupt kein Verlass. Hallmarks haben einfach keine Yankee Candles, auch wenn die das schreiben. Die Suche würde aber weitergehen müssen, schließlich möchte ich immerhin mal an den US-only-Düften schnuppern können. Nächstes Ziel also Bed Bath and Beyond in der Upper West Side nahe des Central Parks. Der Laden war anders als erwartet: Erstens war er komplett unterirdisch und zweitens bestand er, im Gegensatz zu den anderen bisher besuchten Läden, überhaupt nicht aus Bling-Bling und Protz, sondern aus zweckmäßigen deckenhohen Regalen. Und die hatten hohe Decken! Alles etwas drückend, aber wir hatten eine Mission! In der wirklich letzten Ecke des Ladens (zweites Untergeschoss ganz am Ende nahe der Restrooms) waren sie dann auch: Meine Kerzen! Die Auswahl war allerdings geringer als erwartet, allerdings waren meine gesuchten Düfte dabei. Alle lecker, na klasse. Wie jetzt, noch n Ausverkauf und extra Rabatte? Ihr seid fies! Am Ende wurden es 7 kleine Housewarmer für 60 $. Auf dem Weg nach oben fiel uns eine komische Konstruktion neben der Rolltreppe auf: Ein Einkaufswagen-Escalator! Rein mit dem Ding, der bleibt dann waagerecht stehen und fährt immer schön neben einem mit. Ich hatte meine helle Freude an dem Ding. So sehr, dass ich leider gar nicht ans Fotografieren gedacht hatte.
Das Gebäude schräg gegenüber sah doch aus wie die Oper, da müssen wir auch mal eben schnell noch hin! Ok, in meinen verstaubten Erinnerungen war das Lincoln Center zwar irgendwo im Süden angesiedelt, aber da wir jetzt im Norden davor stehen, wird wohl der Norden richtig sein. Ich hatte vorher auch nicht nachgelesen, wo das Center ist, da ich eigentlich nicht hinwollte. Ich bin kein Opernfan und auch Ballett kucke ich mir jetzt nicht so gerne an. Aber wenn man schonmal da ist… Auf dem Brunnen in der Mitte kann man wunderbar liegen, der breite Granitring ist durch die Sonne schön warm, dazu ist alles etwas abseits vom Trubel auf der Straße. Moment, warum dröhnt der Boden? Oh, der Brunnen schießt Wasser hoch. Sehr hoch. Und wir haben Wind. Der zerstäubt das Wasser schön und weht es weg. Leider in die falsche, also unsere, Richtung. Wir gaben früher auf als der Brunnen, der hielt das mit den Fontänen nämlich eine ganze Weile lang durch, so dass am Ende wirklich alle Leute vom Rand vertrieben und selbiger mit sauberem Chlorwasser gereinigt war. Ach so machen die das hier! Die Choreografie, die der Brunnen mit seinen zig Düsen so blubberte, wiederholte sich auch nach 30 Minuten noch nicht. Ein kleiner New-York-Moment war dann noch, als eine kleine Gruppe Tänzerinnen ankam und vor dem Brunnen Fotos in Ballettposen machte. Klar, wenn nicht hier, wo dann?
Der Magen meldete sich und das Versprechen von Subway, Pulled Pork zu bekommen, musste getestet werden. Von diesem Schwein schwärmte eine Freundin von mir schon seit über einem Jahr, hier war also meine Chance. Vor der Bestellung hatte ich allerdings gehörigen Respekt, schließlich war das ja schon in Deutschland gar nicht so ohne. Und jetzt hier? Ok, los geht’s. Welches Brot? Parmesan-Oregano, klar. Äh, wie nennen die das hier? Egal, schon wieder vergessen. Da Kurbel vor mir das gleiche Brot bestellte, meinte ich nur „same bread, please“, hat geklappt. Anschließend dem leisen Genuschel entnehmen, was der Mensch meinen könnte, aufs Essen zeigen, nochmal überhaupt überlegen, was ich auf meinem Brot haben möchte und hoppla, wir hatten was zu essen. Sogar das, was es sein sollte. Keine Ahnung, ob das Zeug in den USA anders ist, jedenfalls schmeckte es wirklich lecker. Irgendwie anders als bei uns. Oder es war Einbildung, weil wir in New York waren, wer weiß?
Oh, ein Starbucks schräg gegenüber? Yes! Einen White Chocolate Mocha herumtragend ging es zum Columbus Circle mit fantastischem Blick auf die achte Avenue runter. Solche Blicke müssen der wahre Grund für schnurgerade Straßen sein, dessen bin ich mir jetzt sicher. Und wie wir da so saßen, ganz in der Nähe des Lincoln Center, tauchte auf einmal eine Balletttänzerin in rosa Tütü auf und tanzte los. Allerdings nur semiprofessionell, denn kaum angefangen, erwischte sie auch schon jemanden. Was, der tanzt mit? Oh, cool gemacht! Beide also einmal um den Kreisverkehr herum. Irgendwie immer in guter Sichtweite zu einem Bus, bei dem die Leute 1.) 90° zur Fahrtrichtung saßen und 2.) gestaffelt wie in einem Theater. Die komplette Busseite war verglast, bis quasi zum Boden. Also sie 1x herumgetanzt waren, applaudierte die Meute im Bus. Gehörten die da dazu, oder gehen die gleich mit nem Hut herum, wie es in der Subway oder im Central Park passiert? Sie gingen nicht herum, ernteten aber trotzdem von den Anwesenden am Circle Applaus. Verdient!
So, genug herumgesessen, der Kaffee ist auch alle und wir, also primär ich, wollten ja noch einen besseren Sonnenuntergang von Brookyln aus sehen. Zudem hab ich noch keine Bilder von der Brookyln Bridge. Punkt zwei wollten wir, also primär Kurbel, den Broadway runterradeln. Also ab zur Bike Station um die Ecke und Räder gekrallt. Unser heutiger Plan grenzte an Genialität: Oben Räder schnappen, zwischendurch verlängern und runterradeln, über die Brücke und da erst die Räder wieder hergeben. Einziger Fehler im Plan: Der Times Square. Den sollte man wirklich großzügig umfahren, alles andere ist kein Spaß. Erst recht nicht mit Fahrrädern, die das Gewicht kleiner Taschenpanzer haben. Ansonsten verlief die Fahrt aber problemlos. Im Süden ist Manhattan auch nicht flach. Trotzdem wurden wir überholt. Auch von Leuten auf Citibikes. Wie machen die das, haben die noch einen vierten, uns unbekannten, Gang? Auf einmal: Schepperndes Geräusch. Ähnlich wie iPhone auf Broadway. Meine Karmaverbesserung das Tages: Aufsammeln und überlegen, wie zum Henker ich das dem Kerl wieder geben soll, der grade nach vorne gebraust ist. Ah, schlauer Mensch, der hat’s auch gemerkt und drehte sich um. Wenige Augenblicke später war er ein sehr glücklicher New Yorker und ich etwa 583 Karmapunkte reicher.
Letztes Mal Radelzeit verlängern an der Station direkt vor der Brooklyn Bridge, wo auch schon ein armer Kerl auf ein Rad wartete. Sorry Guy… Er klagte uns, dass jeden Abend die Stationen im Süden leer seien (jepp, können wir bestätigen) und dass die in Brooklyn voll wären, weil da alle hinradeln würden. Wir ließen den Kerl wartend zurück und auf zu den Bildern der Brooklyn Bridge, die auf meine Kamera wollten! Die Sonne hatten wir wunderbar im Rücken, schon halbwegs tief, die Pfeiler müssen toll sein! Waren sie auch, allerdings im Schatten. Och du blöde Skyline! Die hatte ich irgendwie vergessen.. Klar, da biste in Manhattan und vergisst die Skyline. Naheliegend. Argh! Also eben Silhouetten der Pfeiler, auch schön! In Brooklyn auf dem Weg zum Ufer entdeckten wir auch noch etwa, was man hierzulande eigentlich nur aus Erzählungen oder alten Filmen/Berichten kennt: Eine Gaslaterne. Mit echter Flamme! Ui!
Am Ufer in Brooklyn bot sich ein Panorama, besser als auf jeder Theaterbühne oder in jedem Kino: Ein Himmel mit einem Farbverlauf zum Steinerweichen, davor die eben noch vergessene Skyline in elegantem Schwarz, alles abgerundet durch den East River mit einer Garnitur in Form der Brooklyn Bridge. Hammer! Kucken, fotografieren, kucken, staunen, Fotos. Dann endlich auf eine Bank setzen und einfach nur staunen und genießen. Was, jetzt sind die Lichter an, der Himmel ist aber immer noch toll? Ich könnte ein Foto verpassen, schnell nochmal welche gemacht! Absoluter Pro-Tip: Bei klarem Himmel Sonnenuntergang vom Brooklyn Bridge Park aus kucken. Das Panorama hängt mittlerweile in 2,00 m x 0,5 m bei uns im Wohnzimmer.
Wieder in Manhattan (bääääm!) ging es direkt und ohne einen Meter zu viel zu radeln in die Subway. Abendessen: Pizza Slices (menno, ich wollte eigentlich Nudeln..) mit Kartoffel-Jalapeno auf dem einen und Pasta (ha!) auf dem anderen Stück. Genossen auf dem Broadway. Kartoffel auf Pizza ist übrigens eine klasse Sache.