Am späten Nachmittag kehrten wir zum Hotel zurück,natürlich nicht zu Fuß,sondern per
U-Bahn,denn ich war ja wie gesagt schon fußkrank und Maximilian konnte kaum noch laufen wegen seiner starken Rückenschmerzen. Forsches,zügiges Gehen machte ihm nichts aus, aber schlendern,hier und da stehen bleiben, machte ihm schwer zu schaffen.Gottseidank hatte ich Voltaren-Tabletten dabei. davon gab ich ihm eine .
Wir sortierten uns neu und machten uns dann auf den Weg nach Harlem,um im Apollo-Theater die Amateur Night anzusehen. Wir waren gegen 6 pm an der Kasse ( will call-Schalter) und nahmen unsere reservierten Karten in Empfang. Die restliche Zeit verbrachten wir im Harlem BBQ an der Theke und gingen nach 7pm zum Apollo zurück. Es hatte sich schon eine enorme Schlange gebildet. Auf dem Bürgersteig war kein Durchkommen mehr möglich.
Die Show hat uns sehr gut gefallen, besonders die Hausband spielte phantastisch. Das Publikum war in ausgelassener Stimmung und wir ließen uns von der guten Laune mitreißen.
Mehr war an diesem Abend nicht drin. Also beendeten wir diesen Tag und versanken wie tot in den wunderbar weichen Betten.
Tag 2
Dieser Tag war weitestgehend verplant mit unserem greeter Joe Feldman, mit dem wir uns nach telefonischer Verabredung um 9:30 Uhr am Herald Square treffen wollten.
Gegen 8 Uhr gingen wir erstmal zum Frühstücken in die 7th Avenue zu Andrew’s Coffeeshop.
Hier saß man etwas rustikaler als im Tick Tock Diner.Geschmacklich war es nicht schlecht,aber auch nichts besonderes. Es herrschte ein starker Andrang,wahrscheinlich der niedrigen Preise wegen.
Unseren greeter erkannten wir sofort,warum weiß ich nicht. Es war irgendwie Intuition. Wir verbrachten ca. 6 Stunden mit ihm und haben keine Sekunde bereut.Wir hatten ihm die Wahl des Viertels überlaßen und da er während seiner Berufstätigkeit als Banker an der Wallstreet gearbeitet hatte und sich dort bestens auskannte, folgten wir ihm also in den Financial District. Er zeigte uns die Eingangshallen von erwürdigen Gebäuden mit prachtvollen Marmorböden,Stuckarbeiten,Schnitzereien und Deckengemälden.
Das Wetter war für unseren Ausflug ideal,es ging ein leichter Wind und der Himmel war strahlend blau.
Wir besichtigten die Trinity Church ,wo er uns die sehr sauberen eleganten Toilettenräume empfahl.In den Kirchenbänken sitzend stellten wir Theorien über die Bauweise von Kirchen auf. Er hatte so seine spezielle Ansicht über die Bauherren mittelalterlicher Kirchen ,bzw, deren Absichten. Mit seinen Erklärungsversuchen bezüglich gotischer Kirchenschiffe war ich überhaupt nicht einverstanden ,hielt mich aber aus Höflichkeit mit meiner Meinung zurück.Er zeigte uns anschließend alte Grabstätten aus dem 17. Jahrhundert. Dann sahen wir den bronzenen Bullen,
es folgte der Battery Park mit " the Sphere
Castle Clinton, dem Mahnmal für die Gefallenen des Koreakrieges und der Gedenkstätte für den Vietnamkrieg.
Zwischendurch aßen wir bei Cucina Liberta am Battery Place von dem kalt-warmen Mittagsbuffet und saßen dabei auf einer netten Terrasse. Das Essen war köstlichst und überhaupt nicht teuer,ein Geheimtipp,wie Mr. Feldman meinte. Ich wollte sein Essen übernehmen,dies lehnte er allerdings kategorisch ab. Wir diskutierten mit ihm über die politische Lage der USA und die gesellschaftliche Entwicklung.Er war sehr an unserer Meinung interessiert , konnte sich allerdings mit Maximilian besser verständigen,was aber sicherlich an meinem hölzernen Schulenglisch liegt.
Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Midtown,besichtigten die Lobby des Chrysler Buildings , das Hyatt ,im speziellen die exqusiten Toiletten,wo wir vornehm pipilieren durften,die Grand Central Station samt Feinkostladen und Whispering Wall. Zuletzt saßen wir noch eine Weile zusammen im Bryant Park und lauschten Joe Feldman’s interessanten Erzählungen.
Er war jüdischer Abstammung, konnte aber nicht sagen, aus welchem europäischen Land seine Großeltern eingewandert waren,da sie keine Papiere hatten und er sich nicht mit ihnen verständigen konnte. Seine Eltern hatten ihn von kleinauf englischsprachig aufgezogen und hatten frühzeitig mit ihm das Elendsquartier der Lower Eastside Richtung Brooklyn verlassen.Er hatte mehrere Universitätsabschlüsse , in seinem Leben eine tolle Karriere gemacht und sehr viel Geld verdient.
Im Herbst möchte er mit seiner Frau nach Deutschland kommen und Berlin besuchen. Als Soldat hatte er 2 Jahre in Deutschland gelebt und kannte Wiesbaden,Koblenz und Köln.
Beim Abschied schenkte ich ihm als Erinnerung an Deutschland ein kleines englischsprachiges Buch über Sehenswürdigkeiten am Mittelrhein mit ausklappbarem Rheinlauf .Außerdem hatte ich ein kleines Döschen dazugepackt,daß beim Öffnen die Melodie „ Dankeschön“ von Bert Kaempfert spielte. Er überreichte mir noch einen Umschlag der Big Apple Greeter Organisation mit einem Spendenaufruf und einem Bewertungsbogen.
Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel,wo wir uns umzogen,um dann am Abend das Musical „ Anything goes „ anzusehen. Es hat uns ausgesprochen gut gefallen mit der Musik von Cole Porter und vielen wirklich beeindruckenden Steptanz –szenen mit einer großen Anzahl von Tänzern.
Das Musical hatte letztes Jahr den Tony Award für das beste Remake erhalten.
Nach dem Theater gingen wir noch zum Essen in’s Pigalle ( 8 th Ave ),eine französische Brasserie mit sehr guter Küche zu annehmbaren Preisen.
So ging unser zweiter Tag zu Ende.
*lach* 
