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Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 01.09.2011, 16:11
von Aeindschi
Vielen Dank für den schönen Bericht und die sehr sehenswerten Bilder. Ich finde Deine Idee, Dir noch etwas für's nächste Mal NYC aufzuheben, sehr nett, den Gedanken kann ich absolut nachvollziehen. Ich kann Dir aber nach drei New-York-Aufenthalten versichern, dass manchmal die Liste der Dinge, die man unbedingt machen, sehen, kaufen möchte, bei Abreise oft noch länger ist als bei der Anreise.

Tag 7 - 9

Verfasst: 02.09.2011, 10:18
von DerJansen
Ein paar Bilder/Impressionen unter: http://www.marcojansen.de/2011/09/02/so ... rk-teil-5/

Tag 7

Da waren sie also. Die letzten 48 Stunden in der grossen Stadt und auch ein unwahrscheinlich schmerzhafter Muskelkater in den Waden von meiner "Wanderaktion" am Vortag. Übermorgen würde es wieder ins 6000 KM entfernte Waltrop gehen. Zurück in den Alltag, zurück in das Leben ohne Sirenen, stickige Luft und hektischen Strassenverkehr. Eigentlich schön, alles wieder ein wenig ruhiger angehen zu lassen und doch wusste ich, dass ich das alles hier vermissen könnte.

Der Freitag (Tag 7) wurde ruhig angegangen. Ausschlafen, ein wenig im Bett gammeln und US TV geschaut, später schon einmal das Innenleben in den Koffern sortiert um festzustellen, dass man kaum etwas gekauft hat.

Irgendwie machte sich ein schlechtes Gewissen breit. Haben uns in Deutschland doch alle gesagt, dass wenn man in New York ist, die Devise "Shop till you drop" lautet. Pustekuchen. Irgendwie nicht bei uns. Wir hatten ein paar Sachen bei Abercrombie & Fitch gefangen, hier ein kleines Mitbringsel, da eine Kleinigkeit und das war es dann auch.

Also musste man an den letzten beiden Tagen irgendwie noch einmal die US Wirtschaft ankurbeln. Allerdings wollte der Herr unbedingt noch einmal Richtung Central Park und so wurde der Shopping Plan auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Im Central Park angekommen, entschloss man sich dann noch den Zoo zu besuchen. Dieser Zoo ist sicherlich nichts besonderes und wer in New York wirklich einen Zoo besuchen möchte, kommt im Bronx Zoo wohl eher auf seine Kosten.

Aber es ist eine wirklich nette Station, die man eben mal mitnehmen kann, wenn man durch den Central Park spazieren geht. Zu unserem Zeitpunkt waren auch viele Schulklassen zu Besuch und ich fande es witzig zu sehen, dass Kinder - egal wo man auf dieser Welt ist - alle gleich sind. Nur die Sprache ist anders.

Nach ca. 2 Stunden verließ man den Zoo und auch den Central Park um noch eine Weile auf der Fifth entlang zu gehen, eventuell findet man ja noch einen Schnapper in den vielen namenhaften Läden. Und wieder stellte es sich heraus, dass wenn ich unter Zwang shoppen gehe, dann wird das nichts.

Tag 8

Der Tag 8 fing genauso an wie der Tag zuvor. Ein wenig ausschlafen, ich habe übrigens noch nie so gut geschlafen wie in dem Bett in New York, um dann später ein wenig durch Midtown ohne besonderes Ziel zu schlendern.

Man landete schließlich irgendwann wieder im Bryant Park, wo man einfach nur da saß und durch die Gegend schaute. An diesem Tag fühlte sich aber alles, egal was man auch tat, nach einem letzten Mal und Abschied an. Ich habe so eine eigenartige Angewohnheit, dass ich Situationen immer zum Abschied zu winken muss, wenn ich mir sicher bin, dass man sich länger nicht sieht. An diesem Tag hob ich sehr oft die Hand. Auf dem Rückweg musste man auf einmal feststellen, dass die 6th Aventue komplett gesperrt wurde, da eine Art Trödelmarkt hier stattfand.

Später verbrachte ich noch einige Augenblicke auf dem Rockefeller Plaza und feierte irgendwie meinen persönlichen Abschied. Meine Freundin machte, ohne das ich es wirklich bemerkte hier ein Bild von mir, und daheim merkte ich erst wie nachdenktlich ich wirkte. Der Tag plätscherte so vor sich hin. Es gab keine nennenswerte Höhepunkte, stand doch alles auf Good bye. Ah doch, da war ja noch was.

Abends kaufte ich mir noch einen Baseball und ein T-Shirt der Yankees im offiziellen Merch Store und hier brachte mich ein New Yorker bzw. ein Mitarbeiter noch einmal zum schmunzeln.

Where do you come from?
Germany!
Which town?
Near by Dortmund.
Oh yeah Borussia Dortmund, a great team!

Was? Ein New Yorker lobte und kannte meinen BVB. Irgendwie ein sehr schönes Gefühl. Später als ich noch ein wenig über den Times Square schlich, wollte ich es mir nicht eingestehen, dass er das eventuell bei jedem Kunden sagt mit dem er redet. Ich war mir sicher, der Junge hatte Geschmack und liebte den BVB so wie ich. Letzte Stadion, bevor es ins Hotel zurück ging, sollte der wunderbare Disney Store sein.

Abends im Bett konnte ich natürlich nicht wirklich sofort einschlafen und ich dachte viel über das Erlebte in den letzten Tagen nach. Viele von Euch kennen mich nicht persönlich, wie auch? Bekanntschaften im Internet gehen und kommen so rasant, dass man in einem Monat nicht mal mehr weiss, wer der Typ mit den New YorkBerichten war.

Die wenigen Menschen, die mich wirklich länger kennen, wissen, wie lange ich diese Reise geplant habe und wie mein persönlicher Lebenslauf aussieht.

Wie jeder von uns musste ich einige Schickssalsschläge mitmachen, so verlor ich meine Mutter vor 12 Jahren in einer Phase des Lebens, wo man sich gerade festigt und sein Leben plant. Dieser Verlust veränderte mich sehr und von heute auf morgen war ich ein anderer Mensch.

Der Gedanke an New York war immer da und hat mir in vielen schwachen Momenten meines Lebens Kraft gegeben. 2001/02 wollte ich diese Reise schon durchführen und die Geschehnisse um 9/11 haben diesen Plan fast 10 Jahre nach hinten geschoben. Auf einmal fühlte es sich anders an, wenn man eine Reise in die USA plante.

Die innere Stimme, dass ich in diese Stadt muss, weil ich dort irgendwas finden werde, was mich im Leben weiter bringt, die war aber immer da und verschwand nie.

Mit diesen Gedanken schlief ich irgendwann ein, um am Tag der Abreise mit einem Gefühl wach zu werden, dass man etwas ganz tolles erlebt hat. Ich war mit mir im Reinen und habe meine Antworten gefunden.

Tag 9 / Abreise

Die letzten Stunden in Manhattan waren so wie immer. Kaffee organisieren - genau da ;-) - ein wenig rumlaufen und alles auf sich wirken lassen. Die Reise und das Abenteuer New York endete genau da, wo es vor einer Woche angefangen hat. Auf dem Times Square. Ich wünschte mir für einen kleinen Moment, ich hätte die Möglichkeit eine Woche zurück reisen zu könnnen und könnte das alles noch einmal erleben. Die Erinnerung und dieses spezielle Gefühl im Herzen machten mir aber recht schnell klar, dass der Weg hier hin viel mehr wert war, als eine Wiederholung.

Um 12h stiegen wir in unser Yellow Cab, das uns zum JFK brachte. Um kurz vor 18h hoben wir ab Richtung Deutschland, ich schaute aus dem Fenster, war dankbar und winkte.

Gewidmet all jenen, die Ihre Träume nie aus den Augen verloren haben.
Marco Jansen im September 2011

Ein paar Bilder/Impressionen unter: http://www.marcojansen.de/2011/09/02/so ... rk-teil-5/

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 10:31
von Marion
Jetzt bin ich richtig wehmütig geworden...

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 10:53
von big applez
Ich auch, ... da steht das Wasser in den Augen :oops:

Dankeschön für den schönen Bericht mit sooo viel Gefühl :daumen1:

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 11:55
von DerJansen
Hey nicht traurig sein, dafür ist das Wetter heute doch viel zu schön :-)

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 12:57
von KAC
Nach der Reise ist immer vor der Reise. Lass nächstes Mal einfach Malle weg und flieg über Weihnachten rüber.

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 14:39
von Chriz
Hey Marco ich danke dir für den wirklich richtig guten Reisebericht und fühle mit dir. Mir gehts genauso mit der Stadt. Hab den Traum auch schon 8 Jahre und werde ihn mir übernächstes Jahr erfüllen.

Und dann ist da noch die schönste Nebensache der Welt. Seit 1992 bin auch ich BVB-Fan mit allen drum und dran (Mitgliedschaft und Süd-DK).

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 19:35
von DG10
big applez hat geschrieben:Ich auch, ... da steht das Wasser in den Augen :oops:

Dankeschön für den schönen Bericht mit sooo viel Gefühl :daumen1:
Geht mir genauso. Ist wirklich sehr ergreifend und emotional geschrieben :daumen2:

Nur die Tipps fehlten in den letzten Tagen :D

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 21:26
von sannivon1972
ich hab ein bischen Gänsehaut bekommen. Vielen Dank für Deine offene Art zu schreiben. Und die Fotos, einfach toll.

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 02.09.2011, 22:38
von JerseyGirl
Chriz hat geschrieben:
Und dann ist da noch die schönste Nebensache der Welt. Seit 1992 bin auch ich BVB-Fan mit allen drum und dran (Mitgliedschaft und Süd-DK).
ich seit 1993 - Süd, Block 13 :mrgreen:



toller reisebericht!! ich will auch zurück nach new york *seufz*

Re: Meine erste New York Reise

Verfasst: 04.09.2011, 14:26
von Rene18
Sehr sehr schöner und ausdrucksstarker Bericht!!!!

Meine erste New York Reise

Verfasst: 05.09.2011, 18:08
von Koni
Suuper Reisebericht. Kanns noch gar nich glauben, dass es schon 5 Jahre her ist, dass ich da war aber bis jetzt kam immer was dazwischen. Es hört sich echt bescheuert an, wenn man sagt, dass man diese Stadt so vermisst. Aber ich kann Deine beschriebenen Glückshormone uns die Traurigkeit über die Abreise so gut verstehen. Ich glaub man muss selbst dagewesen sein um es nachzuvollziehn.
Ich hoffe, ich schaffe es nächstes Jahr endlich wieder u bis dahin halten mich so tolle Reiseberichte wie Deine über Wasser!
Also vielen lieben Dank dafür ;0)

Hab letztens was gelesen, dass passt wie Faust aufs Auge:

New York, das erste Mal kommt aus Neugier. Beim zweiten Mal schon aus Sehnsucht!!!