Tag 4
Ein paar Bilder gibt es unter
http://www.marcojansen.de/2011/08/23/so ... rk-teil-3/
Der dritte Tag vor Ort sollte der Tag werden, der alles andere auf dieser Reise in den Schatten stellen würde. Vorab stellte ich keine grossen Erwartungen, denn all das, was ich bisher aufgesaugt und erleben durfte, war eigentlich schon so viel, dass ich sagen könnte, diese Reise hat sich gelohnt.
Der Tag über den ich Euch hier berichte, fing aber schon irgendwie anders an, als noch die Tage zuvor. Ich wurde nicht wie eigentlich geplant vom Wecker wach, sondern von anderen Geräuschen. Nach einigen Versuchen doch noch ein paar Minuten zu schlummern und die Unruhe ausserhalb meines Bettes schlichtweg zu ignorieren, gab ich irgendwann auf, um zu schauen woher die Geräuschkulisse denn eigentlich her kam.
Als ich aus dem Fenster schaute, wurde mir schnell klar, dass heute der erste Tag sein wird an dem diese grossartige Stadt in all Ihrer Pracht erwachen wird. Kein Wochenende und auch kein Feiertag. Das was da bei “mir” auf der Strasse vorm Hotel los war, war so logisch wie schlechtes Wetter in London. Die New Yorker Kinder gingen zur Schule. Eigentlich dachte ich bis zu diesem Zeitpunkt, dass die Schule vor meinem Hotelzimmer aufgrund der Beschilderung eine U-Bahn Station sei. Beweis.
Sicherlich ein unspektakuläres Ereignis. Im Sommerurlaub – irgendwo, wo ich Ruhe suchen würde - hätte mich dies sogar sicherlich gestört und wortwörtlich auf die Palme gebracht. Mir war aber klar, dass wenn heute wieder Schule ist, dann werden die New Yorker, die in Manhatten arbeiteten, auch die Strassen wie kleine Ameisen bewandern. Es war Alltag. Yeah.
Also wurde die Freundin wachgerüttelt, schnell geduscht, Kaffee gekauft – Ihr wisst schon wo – und ab auf die Strassen. Keine Touristen Gleichgesinnte die mich umrennen würden. Nein! Heute durften die New Yorker mich, wo es nur geht, umrennen. Am liebsten hätte ich ein Schild hochgehalten mit der Aufschrift “Hit me Baby one more time”.
Unser Weg an diesem frühen New Yorker Morgen führte uns als erstes auf die 5th Avenue um ein wenig zu shoppen. Irgendwann, und das ist wirklich ein Phänomen dieser Reise, stand man wieder vorm Apple Store. Hier blieb man auch erst einmal eine Stunde hängen – nicht im Store, sondern davor – und beobachtete das wilde Treiben auf den Strassen.
An der einen Ecke unterhielten sich irgendwelche Geschäftsleute, mir gegenüber wedelte ein Polizist mitten auf der Strasse mit seinen Händen und wenn er gekonnt hätte, auch mit den Beinen, um den Verkehr zu regeln und überhaupt, war die Stadt heut irgendwie wacher.
Meine Motivation an diesem Vormittag lag darin, nicht sofort als Tourist aufzufallen…und ich kann Euch sagen, dass wenn es ein Manhattan Pokerface geben würde, ich hätte es mit Sicherheit voll drauf gehabt, wenn die Einkaufstaschen in den Händen uns nicht enttarnt hätten.
Nach dem wir die Shopping Beute ins Hotelzimmer untergebracht haben, ging es mittags dann die 8th Avenue hoch Richtung Columbus Circle, um hier den Eingang zum Central Park zu nutzen. Vor der Reise war der Besuch des Central Parks ein persönliches Highlight und ich müsste lügen, wenn ich nicht behaupten würde, dass ich mich darauf ganz besonders freute.
Die 4 Stunden und die vielen tollen Momente im Central Park waren genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Eine Oase der Ruhe mit einer grossen Anzahl an Eindrücken. Da ich als Webworker kreativ sein muss, oder es zumindest versuche, war dieser grüne Fleck in der Weltmetropole genau das Richtige, um Inspiration für anstehende Projekte zu finden. In meinem Kopf klackerten nur so die Ideen.
Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, dass ich mir diesen Park nicht so gross vorgstellt habe. Schon alleine aufgrund der Anzahl an Wege die querfeldein gehen und so musste ich leider einsehen, dass es an diesem Tag unmöglich sei, den ganzen Park per Fuß durchzumaschieren.
Wir sind bis zum Schloss Belvedere gekommen, was ungefähr die Hälfte des Central Parks bedeutet, und machten uns von hier aus dann auf den Rückweg. Die Strecke, die man bis hierhin zurück gelegt hatte, musste man schliesslich auch noch einmal in die entgegengesetzte Richtung gehen.
In mir machte sich ein wenig das Gefühl von Traurigkeit und Leere breit, denn immerhin habe ich auf diesen Moment fast 10 Jahre gewartet und dieser sollte ab da an vorbei sein? Mir sagte mal jemand etwas sehr schlaues.
Sei nicht traurig, dass es vorbei ist, sondern freu Dich, dass Du es erleben durftest.
Mit dieser Weisheit und ein wenig in mich gekehrt, stiefelte ich also zurück Richtung Hotel. Dachte ich!
Als ich auf der Höhe 6th Avenue 48th Strasse gerade die Blinker nach rechts an meinen Turnschuhen stellen wollte, meinte meine Freundin, dass man ja heute, weil das Wetter auch recht schön war “Top of the Rock” machen könnte. Und ich nur: “Äääääääh?!?! Stellt euch dazu bitte einen Gesichtsausdruck vor, als wenn Euer Lieblingsfussballverein gerade in der letzten Minute einen Sieg verspielt hat.
Hierzu muss ich anmerken, dass ich an den anderen beiden Tagen schon kreative Ausreden hatte wie “Wetter nicht gut”, sieht nach Regen aus oder “Heute schaffen wir das doch gar nicht”.
An diesem Tag ging es leider nicht mit der schlauen Ausrede, denn wir waren nur einen Katzensprung entfernt und das Wetter war wirklich zu gut um es schlecht zu reden. Ihr könnt Euch sicherlich schon denken, welche Grund dahinter steckt, wenn man nicht unbedingt schnellstmöglich 260 Meter hoch über die Dächer dieser Stadt schauen möchte.
Ich schluckte und sagte “Na gut, machen wir”. Die Tickets waren schnell besorgt und auch der Sicherheitscheck, sowie das Warten bis man in den Aufzug durfte, war schnell erledigt. Als ich dann im Fahrstuhl war, wurde mir erst klar, was ich da überhaupt tat. 260 Meter sind verdammt viel – dachte ich mir.
Als ich im Jahr zuvor auf dem Hamburger Michel war, und das waren gerade mal 70 Meter, also ein Furz gegenüber das, was mich jetzt erwarten würde, wurde mir zeitweise schon ein wenig anders und was war das windig… also damals in Hamburg. Hier in New York würde ich dann bestimmt wegfliegen und gerade heute hatte ich keinen Fallschirm dabei.
Taaada! Der Fahrstuhl ging auf und ich schaute erst einmal mit dem Kopf raus, denn vielleicht ist ja heute zu, die ganze Party fällt aus, und ein freundlicher Mitarbeiter würde mir sagen, dass man unten sein Geld wieder bekommt. Dieser Wunsch blieb natürlich unerfüllt.
Also tippelte ich aus dem Fahrstuhl in die Lounge und dann in die Richtung der Aussichtsplattform, von der man auf den Central Park schauen kann. Die knapp 5 – 8 Meter bis nach vorne zur Scheibe war für mich wie eine kleine Weltreise. Als ich dann endlich vorne stand und zum ersten Mal richtig die Augen aufmachte, war es so, als ob ein Gospelchor Halleluja singen würde. Ich kann es nicht in Worte fassen, denn es war einfach nur toll. Mein Mund war so weit geöffnet, dass alleine in dieser Minute bestimmt 1 – 3 Fliegen ein neues zu Hause fanden.
Dieser Moment war einfach unbeschreiblich. Die Stadt lag mir zu Füssen und ich schaute direkt auf den Central Park. In dieser Kombination, vorher durch den Central Park spazieren zu gehen und dann hoch auf das GE Building, war es einfach die richtige Wahl. Ich wirbelte zwischen den Aussichtsplattformen hin und her. Central Park hier, Empire da, Central Park links, Empire rechts.
Mein Bammel vor der Höhe war wie weggepustet und ich musste noch ein paar Meter höher. Also ging es auf den höchsten begehbaren Punkt auf diesem Gebäude. Nach 45 Minuten sind wir dann wieder runter und schliesslich Richtung Hotel.
Abends kurz vorm einschlafen und als ich den Tag noch einmal Revue passieren ließ, wurde mir schnell klar, dass ich einen der schönsten Tage in meinem Leben erlebt habe. Es hat einfach alles gestimmt. Egal wer da für verantwortlich war und wollte, dass ich es genauso erlebe, sei hiermit gedankt.
Wie das Miterleben der Meisterschaft “meines” Fussballvereins ein paar Wochen zuvor, bleibt dieser Tag für immer in meinem Herzen und ich denke noch tagtäglich daran.